Öffentliche Wasserversorgung

betr.: „Frisches Wasser für die Slums“ von Claudia Blume, taz vom 18. 3. 03

Der Beitrag malt ein arg rosiges Bild der Privatisierungs-Ergebnisse in Manila. Zwar wurden in einigen Armenvierteln neue Wasseranschlüsse gelegt – teils durch Selbsthilfe der Bewohner – und dadurch die Situation verbessert. Partnerorganisationen von „Brot für die Welt“ berichten aber, dass für viele der ärmsten Haushalte die Anschlussgebühren unerschwinglich sind.

Außerdem müssen die Erfolgszahlen, die die Betreiber melden, kritisch hinterfragt werden. Zum einen soll damit natürlich das Image der Privatisierung verbessert werden, zum Zweiten hängt davon die Bewilligung höherer Tarife durch die Regulierungsbehörde ab. Die allerdings hält die Zahlen, die die Versorger verbreiten, für weit überhöht. Auch das Ziel, die Wasserverluste zu halbieren, wurde verfehlt und damit ein wichtiges wirtschaftliches und ökologisches Erfolgskriterium. Stattdessen sind sie weiter gestiegen, teils auf bis zu 70 Prozent.

Zu denken hätte der Autorin auch geben müssen, dass einer der beiden privaten Betreiber, an dem der französische Wassermulti Suez/Ondeo beteiligt ist, in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt und daher den Vertrag gekündigt hat – die Versorgung von zwei Dritteln der Bevölkerung Manilas, über sieben Millionen Menschen, ist damit in Frage gestellt. Lidy Nacpil, Generalsekretärin des „Brot für die Welt“-Partners Freedom from Debt Coalition, hält daher den Versuch, durch die Privatisierung Wasser für jeden, besonders aber für die Armen, bereit zu stellen, für gescheitert und fordert eine Rückkehr zur öffentlichen Versorgung.

Wir begrüßen, dass die taz aus Anlass des Weltwasserforums eine Artikelserie zum Thema Wasser aufgenommen hat. Wünschenswert wäre, dass außer dem Mainstream dieser Konferenz, der einseitig Privatisierungen als Lösung der Wasserkrise befürwortet, auch kritische Stimmen der dort teilnehmenden NRO und sozialen Organisationen zu Wort kommen könnten. Zur Illustrierung: in den uns vorliegenden Entwürfen für das offizielle Abschlussdokument der Konferenz wird zum Beispiel unter Missachtung der Empfehlungen der World Commission on Dams der Bau von Staudämmen weiterhin als „nachhaltige Art der Energiegewinnung“ empfohlen, ebenso wie der vermehrte Einsatz genmanipulierter, „wassersparender“ Nutzpflanzen.

DANUTA SACHER, Brot für die Welt – Advocacy, Stuttgart