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Archiv-Artikel

WDR-Fernsehen in tiefem Digital

„Jahr der Digitalisierung“ fängt für den Westdeutschen Rundfunk schlecht an. Zahlreiche Zuschauer können das Regionalprogramm über Digital-Schüssel nicht empfangen. WDR: „Es gibt Probleme“

VON MARTIN TEIGELER

Der Westdeutsche Rundfunk hat einen an der Schüssel. Die Anfang Januar gestartete digitale Satellitenausstrahlung der neun WDR-Lokalzeit-Ausgaben funktioniert nicht richtig. 750.000 Haushalte in NRW empfangen den Sender über Digital-Schüssel. Die Zuschauer sollten in der Lage sein, neun verschiedene WDR-Regionalsendungen zu sehen. Doch die neue Technik hat Macken. „Es gab und gibt Probleme“, räumt WDR-Sprecher Uwe-Jens Lindner auf taz-Anfrage ein. Verantwortlich sei aber nicht der Sender, sondern die Hersteller von Satelliten-Receivern. „Die müssen da schnell nachbessern“, fordert Lindner.

Mit viel Tamtam hatte der WDR vor einem Monat das „Jahr der Digitalisierung“ eingeläutet. Mit einem symbolischen Knopfdruck – ganz wie beim Start des Farbfernsehens vor über dreißig Jahren – startete WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf die digitale TV-Ausstrahlung der WDR-Regionalprogramme. Die neun Lokalzeit-Sendungen sollten fortan über Digital-Schüsseln verbreitet werden, nachdem viele Zuschauer jahrelang ohne die „Regionalfenster“ auskommen mussten. Deppendorf bezeichnete den Digital-Start als „wichtigen Schritt für die Wettbewerbsfähigkeit des WDR-Fernsehens“. Doch das Vorhaben leidet unter technischen Pannen. Über das Astra-Satellitensystem ausgestrahlt, waren zahlreiche marktübliche Empfangsgeräte nicht in der Lage, das Programm auf den Bildschirm zu bringen.

“Über unsere Hotline haben wir Beschwerden bekommen“, sagt WDR-Sprecher Lindner. Zuschauer konnten die Regionalsendungen entweder gar nicht oder nur nach telefonischer Anleitung von WDR-Mitarbeitern anschauen. „Unsere Sendetechnik entspricht den europäischen Standards“, weist Lindner den Geräte-Produzenten die Schuld zu. „Wir haben die Hersteller aufgefordert, das Problem zeitnah zu lösen.“ Wie viele TV-Zuschauer von den Pannen betroffen sind, und wann das neue System ohne Probleme funktionieren werde, will der WDR-Sprecher nicht beantworten.

Strittig sind die Ursachen des Defekts. Haben die Hersteller ihre Software nicht auf die gängige WDR-Sendeleistung abgestimmt? „Der WDR hat den Digitalstart schlampig vorbereitet“, sagt hingegen ein Vertreter eines Satellitenschüssel-Anbieters. „Bei uns funktioniert alles bestens“, wehrt Helmut Schwaiger von der Firma Kathrein ab. Der Hersteller Hirschmann teilte auf Anfrage mit, der Empfang sei durch Software-Aktualisierungen wieder gewährleistet. Auch der Mülheimer Aldi-Zulieferer Medion gibt Entwarnung: „Mit einem Upgrade haben wir die Sache behoben.“ Zumindest Aldi-Kunden können also wieder problemlos WDR gucken.