zugeschaut : Kölsch kommt immer gut
Sind Lesben und Schwule die besseren Rheinländer? Wahrscheinlich nicht, obwohl der Gedanke nahe liegt bei der Gloria-Sitzung: Immer wenn es so richtig kölsch wird, steigert sich die ohnehin gute Stimmung zu kollektivem Toben. Dabei hat das Setting der Sitzung (Regie: Sascha Korf) erstmal nichts mit Köln zu tun: Nach der Südseekreuzfahrt 2003 ist das Gloria-Team in diesem Jahr in außerirdische Weiten aufgebrochen, Motto: „Jeck (s)im(mer) All“. Gott sei Dank heißt der Zielplanet Pittermännchen 04 und wird von jeder Menge Kölner Spaßkanonen bevölkert.
In ihren weltraumglänzenden Kostümen sehen die Moderatorinnen Elfi Kutschalla und Sia Korthaus (in Vertretung für die erkrankte Kutschalla-Schwester Gabi) nach eigenen Worten wie „fliegende Bofrost-Tüten“ aus. In jedem Fall bringen sie den nötigen Glamour auf die mondgraue Bühne, auf der sich die knapp fünfstündige Show abspielt.
Direkt auf die Lachmuskeln zielt eine Gerichtsverhandlung gegen Kardinal Meisner wegen schwulenfeindlicher Gesinnung – Urteil: Ausschwitzen der Anti-Homo-Gedanken in der neuen Phoenixsauna. Ebenfalls ein Bringer: Altkarnevalistin Marie-Luise Nikuta, die ihre Lieder schmettert, um danach selbst mit einem Ständchen geehrt zu werden. Auch die Manfrett Singers springen auf den kölschen Zug: Als Puppen aus dem Hänneschen-Theater verkleidet singen sie Mundartliches – unterstützt vom dankbaren Publikum.
Ansonsten? Die Cheerleadertruppe Pink Poms, die Lottis, Turn U Out – alles, was in der schwullesbischen Kleinkunstszene Rang und Namen hat, ist vertreten, dazu eine Abordnung der Rosa Funken und die hübschen Matrosen von der Stattgarde Colonia Ahoi. Doch weder sie noch die aus Berlin angereisten Kusinen und schon gar nicht Ralph Rochau und Frank Jakobs mit ihrer leicht abgestandenen Büttenrede treffen stimmungstechnisch so sehr ins Schwarze wie zum Schluss die Brings mit „Superjeile Zick“ – kölsches Liedgut geht eben immer. Sind Schwule und Lesben also doch die besseren Rheinländer? Fest steht: Homo, Hetero, Weltall – dem Premeierenpublikum im Gloria war es egal. Karneval soll sein. In Köln. Und zwar richtig.
Holger Möhlmann
Weitere Termine: 6. und 7. Februar, 13. und 14. Februar jeweils 20.11 Uhr, Gloria, Apostelnstr. 11