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Archiv-Artikel

Geben Sie den Preis zurück

Betr.: Berichterstattung über Rooney und den Friedenspreis der Villa Ichon, taz bremen

Sehr geehrter Herr Rooney! Ich fordere Sie auf, den Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon zurückzugeben. Die Entscheidung der Jury, Ihnen den Preis zuzusprechen, ist in meinen Augen ein Irrtum. Sie haben den Preis nicht verdient.

Ihre „Verdienste“ um die Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern sind nicht so groß, dass Ihnen dafür der Preis hätte verliehen werden dürfen. [...] Ebenso sind Ihre „Verdienste“ um die Sichtbarmachung des Lebenswerkes von Armin T. Wegner nicht so hoch, dass Sie dafür den Preis hätten erhalten dürfen. [...] Vor knapp zwanzig Jahren haben Sie über Armin T. Wegner promoviert. [...] Im Herbst 1986 haben Sie, nachdem ich Ihnen dazu verholfen habe, mit Unterstützung des Bremer Staatsarchivs eine Ausstellung zum 100. Geburtstag Wegners zeigen können. Sie dafür heute auszuzeichnen, macht [...] keinen Sinn.

[...] Ihre Versäumnisse sind zudem eklatant. Abgesehen von einer schlecht gemachten und mehr oder minder zusammengeschusterten Broschüre zu der genannten Ausstellung, haben Sie es bis heute nicht fertig gebracht, Armin T. Wegners Werk und Vermächtnis in einer allgemein verständlichen Sprache der deutschen Öffentlichkeit in Erinnerung bzw. ins Gedächtnis zu rufen – [...] [obwohl] Sie dazu nicht nur aufgrund Ihrer Kenntnis und Befähigung in der Lage gewesen wären.

Ebenso wenig vermag ich zu erkennen, was Sie in den letzten Jahren in Sachen „Armenien“ getan haben. Gibt es Ihnen nicht zu denken, dass die große Gedenkveranstaltung im April 2001 in der Bremer „Friedenskirche“ zur Erinnerung an die Ereignisse von 1915 ganz ohne Sie stattgefunden hat? [...]

Dem Mangel an Substanz entspricht die Verschwendung von Kraft und Energie, die Sie darauf verwenden, Menschen, die sich wie Armin T. Wegner gegen Krieg und Gewalt einsetzen, als „naiv“, unselbständig, verantwortungslos und von „Strippenziehern ... manipuliert“ zu diffamieren. Mit gleichem Fug und Recht könnte man Sie als Handlanger des amerikanischen Geheimdienstes bezeichnen! Haben Sie noch nie etwas von Respekt und Toleranz gehört?

Niemals hätte sich Armin T. Wegner auf eine solche selbstgefällige, verbohrte und von Untätigkeit gekennzeichnete Auseinandersetzung eingelassen. Als Träger des Friedens- und Kulturpreises der Villa Ichon (1990), des Carl-von-Ossietzky-Preises der Stadt Oldenburg (1996) sowie als Kenner der deutschen Friedensbewegung in Geschichte und Gegenwart fordere ich Sie auf, von Ihrer Diffamierungsstrategie gegen die Gegner des Irak-Krieges abzulassen.

Die Geschichte ist kein Steinbruch, aus dem man sich nach Gutdünken herausbricht, was einem in den Kram passt und der eigenen Argumentation nützt. Mitnichten geht es in dem gegenwärtigen Konflikt um Krieg und Frieden – wie Sie es glauben machen wollen –, um „Nie wieder Krieg“ auf der einen oder „Nie wieder Appeasement“ auf der anderen Seite. Vielmehr handelt es sich darum, ob Macht beziehungsweise Gewalt vor Recht und Moral gehen oder Friede durch Recht erreicht beziehungsweise geschaffen werden soll. [...]

Hören Sie auf mit Ihren ebenso unerträglichen wie törichten Vergleichen und diffamierenden Äußerungen. [...] Richten Sie nicht weiteren Schaden an und geben Sie den Preis zurück. [...]

Helmut Donat, Bremen