SARS-Kranke isoliert

Ansteckende Lungenseuche breitet sich aus: Quarantänelager in Hongkong. Konferenz in Peking abgesagt. Post verbietet Reisen

BERLIN ap/afp/dpa/taz ■ Das schwere akute respiratorische Syndrom SARS ist offenbar ansteckender als zunächst vermutet. Erstmals ist auch in Deutschland ein SARS-Fall bestätigt worden. Dem 72-jährigen Patienten im sauerländischen Hemer, bei dem der Erreger nach einer Asienreise entdeckt wurde, geht es aber nach Klinikangaben besser. Inzwischen bestätigten die australischen Behörden gestern den ersten SARS-Fall. In Kanada wurden bislang 129 Verdachtsfälle registriert, vier Menschen starben bereits an SARS. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO starben weltweit bislang 62 Menschen an der Lungenkrankheit, die vermutlich durch Paramyxoviren oder Coronaviren ausgelöst wird. Bei weltweit 1.765 Patienten besteht Verdacht auf eine Infektion.

Aus Angst vor SARS hat das Weltwirtschaftsforum gestern eine in Peking geplante Konferenz auf unbestimmte Zeit vertagt. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) setzt seine Chinareise wegen SARS in einem eigenen Charter-Flieger fort. Auch deutsche Firmen reagieren mit Reisebeschränkungen: So untersagte die Post ihren Mitarbeitern Reisen nach China, Vietnam, Hongkong und Singapur. VW hat bislang kein Reiseverbot ausgesprochen, empfiehlt seinen Mitarbeitern aber, die Region zu meiden. Das französische Außenamt sprach eine Reisewarnung für Hongkong und China aus. Auch die USA, Kanada, Irland und Australien raten von Reisen in „betroffene Gebiete“ ab. Vom Auswärtigen Amt in Berlin liegt bislang keine Reisewarnung vor, es informiert aber auf seiner Homepage über SARS.

Die Behörden in Hongkong ergreifen derweil drastische Maßnahmen: Auf dem Land soll ein Quarantänecamp für die Bewohner der Wohnanlage Amoy eingerichtet werden, in der rund 140 Menschen an SARS erkrankt sind, teilten die Behörden der chinesischen Sonderzone gestern mit. Davon betroffen sind etwa 240 Personen.

China hat jetzt auf die internationale Kritik an seinem Umgang mit SARS reagiert und Richtlinien für die Behandlung Erkrankter veröffentlicht. Die Richtlinien wurden auf der Web-Site der chinesischen Behörde für Seuchenbekämpfung veröffentlicht. Die WHO wurde Montagabend darüber informiert. Die Organisation ist aber weiter mit der Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden unzufrieden. So gäbe es aus Peking noch keine täglichen Informationen zu SARS. Ferner sagte ein WHO-Sprecher, die Organisation warte noch immer auf die Einreisegenehmigung nach Guangdong.

In der Provinz waren die ersten SARS-Fälle aufgetreten. Die WHO geht derzeit der Annahme nach, Vieh chinesischer Bauern könnte die Seuche ausgelöst haben. „In einigen Gebieten leben die Menschen dort Seite an Seite mit Tieren – Schweine, Hühner, Enten sind überall“, sagte ein WHO-Mitarbeiter in Genf. CA

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