: Vormarsch auf Bagdad
US-Truppen rücken in zwei Fronten in Richtung irakische Hauptstadt vor. Brücke über den Tigris bei Kut besetzt. Saddam Hussein ruft Bevölkerung zum Kampf auf. Luftangriffe auch auf Mosul im Nordirak. Geburtsklinik in Bagdad von Raketen getroffen
BAGDAD/KERBELA ap/rtr/taz ■ Nach massiven Angriffen auf irakische Eliteeinheiten haben sich US-Truppen am Mittwoch vom Süden her bis auf wenige dutzend Kilometer der Hauptstadt Bagdad genähert. Nach einem BBC-Bericht, der sich auf Informationen des US-Militärs beruft, ist die Geschwindigkeit des Vorstoßes absolut erstaunlich. „Binnen Stunden“ könnten die US-Soldaten den Stadtrand von Bagdad erreichen.
Nach Angaben des US-Militärs rückten bereits einige Einheiten über eine Linie vor, ab der Kommandeure einen Angriff der irakischen Verteidiger mit chemischen Waffen auf die Truppen für möglich halten. Von den bislang stärksten Kämpfen des Krieges sprachen US-Militärs. Zwei der sechs Divisionen der Republikanischen Garden sind nach amerikanischen und britischen Angaben weitgehend zerschlagen oder stark geschwächt worden. Die irakische Führung wies Berichte über einen US-Vormarsch auf Bagdad zurück.
An zwei Frontabschnitten marschierten US-Truppen in Richtung Bagdad. Von Südosten her hätten sich Vorhuteinheiten bis auf einige dutzend Kilometer der Stadt genähert. Bei dem Vorrücken seien die Truppen auf weniger Widerstand gestoßen als erwartet, sagten Offiziere. Bei der Stadt Kut besetzten Marineinfanteristen eine wichtige Brücke über den Tigris und rückten in die Stadt ein, während westlich davon Soldaten der 3. Infanteriedivision an der Stadt Kerbela vorbei in Richtung Bagdad marschierten. „Der heutige Einsatz ist ein großer Schritt“, sagte ein US-Offizier. Nach Angaben des US-Militärs wurde die Bagdad-Division der Republikanischen Garden „vernichtet“.
Im Norden des Landes griffen zudem B-52-Bomber irakische Stellungen zwischen den Städten Dahuk und Mosul an. In der zentralirakischen Stadt Nadschaf haben Kampfflugzeuge Kämpfer der husseintreuen Fedajin-Milizen beschossen. In Bagdad wurde das Hauptquartier von Saddam Husseins einflussreichem Sohn Kusai getroffen. In einer Ansprache, die am Mittwoch im Namen Saddam Husseins im irakischen Staatsfernsehen verlesen wurde, wurden seine Landsleute aufgerufen, britische und US-Truppen im ganzen Land zu bekämpfen. „Schlagt sie, bekämpft sie … Bekämpft sie überall“, hieß es in der Ansprache.
In Bagdad wurde bei einem US-Luftangriff eine Geburtsklinik der Hilfsorganisation Roter Halbmond getroffen. Mehrere Menschen wurden nach Angaben von Krankenhausvertretern und Augenzeugen getötet. Reuters-Reporterin Samia Nakhoul berichtete, auf der Straße stünden mindestens fünf zerstörte Fahrzeuge, die Insassen seien verbrannt. Nach ähnlichen Treffern der vergangenen Tage, die zivile Opfer forderten, hatte das US-Militär erklärt, neben fehlgeleiteten eigenen Geschossen könnten die Treffer auch von irakischen Flugabwehrraketen stammen, die nach dem Abschuss wieder zurück auf die Erde gefallen seien. Die Berichte über zivile Opfer haben zuletzt zu wachsenden Protesten in arabischen Ländern geführt. FSF