: berliner szenen Die Tücken der Technik
Verklemmter Automat
Es war nach einer TV-Aufzeichnung mit Kurt Krömer und Otto Kuhnle vom Kitsch und Kacke Club in den Wühlmäusen. In der U-Bahn-Station Theodor-Heuss-Platz war Schluss mit lustig. Weil wir sechs Minuten warten mussten, machten sich Astrid, schwanger im fünften Monat, und ich an den Süßigkeitenautomaten ran. Ich steckte 50 Cent ein und sie drückte Katjes. Doch der Automat blieb still. Dann wurde es laut. Wir bearbeiteten alle verfügbaren Knöpfe und Astrid platzierte einen kräftigen Tritt. Es gab zum Glück keine Fehlgeburt – doch auch nichts Süßes. Was uns blieb, war eine Minute bis zur Zugeinfahrt, um „Kosmider/Langkabel“ und die Nummer für Störungsfälle aufzuschreiben.
Am nächsten Tag rief ich an. Ich schilderte einer Frau Langkabel meinen finanziellen Verlust. „Geben Sie mir Ihren Namen und Adresse und wir schicken Ihnen Briefmarken im Wert von 50 Cent“, sagte sie mit größter Liebenswürdigkeit. Ich war baff und fragte, ob der eine oder andere Anrufer mit vermeintlich kaputten Automaten sein Briefporto finanziert. „Nach der Euroumstellung rief immer wieder ein junger Mann an und sagte, er hätte drei oder vier Münzen reingesteckt.“ Erst als Briefmarken für zehn Euro rausgeschickt waren, sei sie stutzig geworden. Nicht nur bei Automaten fällt der Groschen manchmal langsam.
Aber Frau Langkabel wird es verschmerzt haben. Einmal, erzählte sie, hätten sich am Theodor-Heuss-Platz 40 Euro angesammelt, bis eine Beschwerde kam! Doch nicht alle Störmeldungen sind willkommen. Erst neulich wieder habe einer um drei Uhr nachts angerufen. Als ihr Mann um Namen und Adresse bat, habe der Anrufer ihn angeschrien: „Ich will keine Briefmarken. Ich habe Hunger!“
B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA