: „Die Atmosphäre wäre deutlich entspannter“
Berater haben der BVG eine Idee geschenkt: einen Schwarzfahrerpass. Kontrollen würden zum Event, mit Geldbuße, aber ohne Anzeige. Die Botschaft: Schwarzfahren lohnt sich nicht. BVG aber setzt weiter auf Verfolgung und Repression
Die auch in Berlin vertretene süddeutsche Beratungsfirma Klip AG verschenkt jährlich eine innovative Idee an Unternehmen mit einer besonderen Problematik. Empfänger in diesem Jahr: der Berliner Nahverkehr und seine Schwarzfahrer. Die taz sprach mit Wiebke Metzler, die die Idee mit entwickelte.
taz: Sie haben einen „Schwarzfahrerpass“ vorgeschlagen. Ein reiner PR-Gag, oder wie sollte das laufen?
Wiebke Metzler: Das ist schon einiges mehr als ein einfacher Gag. Bus- und Bahnfahrer könnten sich in einer BVG-Verkaufsstelle offiziell mit Name und Adresse als Schwarzfahrer registieren lassen und bekämen dafür eine Art Stempelheft, eben den Schwarzfahrerpass. Werden sie bei einer Kontrolle erwischt, müssten sie zwar eine Strafe zahlen – ohne Fahrschein zu fahren, bleibt ja ein Delikt. Sie würden aber nicht wie derzeit als Wiederholungstäter strafrechtlich verfolgt, sondern bekämen einen Stempel in Form eines Pechvogels in den Pass.
Mit welchem Zweck?
Derjenige mit den meisten Pechvögeln würde am Ende des Jahres feierlich zum „Pechvogel des Jahres“ gekürt. Schwarzfahren würde dadurch zu einem Spiel mit festgelegten Regeln.
Ein Spiel mit Preisverleihung – das macht doch Schwarzfahren erst attraktiv.
Nein, denn die Botschaft der Aktion, die wir auch mit der Preisverleihung klar vermitteln würden, wäre: Schwarzfahren lohnt sich nicht. Das Ganze wäre zeitlich begrenzt und eingebettet in Marketingaktionen.
Was würde denn dabei für die BVG neben dieser Botschaft herausspringen?
Die Atmosphäre bei den Kontrollen wäre deutlich entspannter. Das kennt doch jeder: Kaum kommt die Durchsage „Fahrkartenkontrolle“, greifen viele hektisch ins Portmonee. Bei ausgeweiteten Kontrollen geraten Fahrgäste zunehmend in diese Situation. Unsere Idee soll diese negative Atmosphäre bei einer solchen Kontrolle auflösen und daraus ein Spiel, ein richtiges Event mit einigem Unterhaltungswert, machen. Die BVG könnte sich dadurch als innovatives, kundenorientiertes Unternehmen mit kreativen Ideen präsentieren.
Wie hat die BVG denn auf diesen Vorschlag reagiert, den sie da unverlangt von Ihnen bekommen hat?
Die zeigten sich interessiert, dass wir uns überhaupt mit dem Thema beschäftigt haben. Sie haben aber schnell klar gemacht, dass es nicht in ihrem Sinn ist, Schwarzfahrer mit einem Spiel derart in den Mittelpunkt zu rücken. Die fanden die Idee zwar lustig, wollen aber nicht darauf verzichten, Schwarzfahrer im Wiederholungsfall strafrechtlich verfolgen zu lassen.
INTERVIEW: STEFAN ALBERTI