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Archiv-Artikel

Drei Ökosünden

Naturschutzbund (NABU) kommt mit Wahlprüfsteinen zu dem Schluss: Rot-Grün ist besser für Hamburgs Umwelt

Stephan Zirpel, Geschäftsführer der Hamburger Filiale des Naturschutzbundes (NABU) ziert sich ein wenig. Man ist ja schließlich überparteilich und will es sich mit niemand verscherzen. Dann aber legt er sich doch fest: Die Anliegen des NABU hätten „mehr Übereinstimmung mit einem rot-grünen Senat“. „Unter der jetzigen Regierung kommt Umweltpolitik zu kurz – das ist Fakt“, attestiert Pressesprecher Bernd Quellmalz. Geschafft – die Wahlempfehlung ist raus.

Drei „Wahlprüfsteine“ sind es, die den NABU zu einer Absage an den amtierenden Senat veranlassen. Denn der lasse „unter dem Stichwort wachsende Stadt ohne schlüssiges Gesamtkonzept die letzten Hamburger Grüngebiete verschwinden“. Zirpel fordert deshalb von jeder zukünftigen Stadtregierung eine „Abkehr von dem Ziel, die Hamburger Einwohnerzahl massiv anzuheben“. Denn selbst bei bester Planung sei ein Bevölkerungszuwachs ohne zusätzlichen Fraß von Grünflächen nicht zu haben.

Die Ökosünde Nummer zwei ist für den NABU-Sprecher „die fortschreitende Industrialisierung des Süderelberaums“. Mühlenberger Loch und EADS-Startbahnverlängerung, A26 und die Ortsumgehung Finkenwerder würden das Alte Land als Naherholungsgebiet nachhaltig zerstören. Und dann ist da noch Ökosünde Nummer drei, die personelle und konzeptionelle Auszerrung der Umweltbehörde. Deren Zusammenlegung mit der Gesundheitsbehörde und die Ausgliederung der Bereiche Land- und Forstwirtschaft hätten aus ihr einen Torso gemacht, der „praktisch arbeitsunfähig“ ist.

Rechtzeitig vor der Wahl führte der NABU Gespräche mit allen Rathausparteien, zuletzt gestern, weitgehend ergebnislos, mit der CDU. Ole von Beust wie auch Thomas Mirow (SPD) hatten dafür keinen Termin frei. Chefsache Umweltpolitik – in Hamburg längst undenkbar. MARCO CARINI