Presse unter US-Beschuss

Fünf Berichterstatter sterben innerhalb von zwei Tagen. US-Panzer feuert auf Journalistenhotel. Saddam Hussein Ziel einer massiven Bombardierung. Krankenhäuser Bagdads total überfüllt. Bush und Blair für baldige Übergangsregierung im Irak

BAGDAD/BELFAST afp/rtr/ap/taz ■ Bei den heftigen Kämpfen im Irak sind bis zum gestrigen Abend in einem Zeitraum von 48 Stunden fünf Journalisten ums Leben gekommen. Ein Kameramann der Agentur Reuters und einer vom spanischen Fernsehsender Telecinco wurden getötet, als ein US-Panzer am gestrigen Vormittag auf das Journalistenhotel Palestine im Zentrum der irakischen Hauptstadt feuerte. Zuvor starb ein Korrespondent von al-Dschasira, als eine Rakete das Büro des TV-Senders traf. Insgesamt starben damit bereits zehn Journalisten im Irakkrieg. Bereits am Montag waren der deutsche Focus-Reporter Christian Liebig und der spanische El -Mundo-Journalist Julio Anguita beim Einschlag einer Rakete in einer US-Stellung südlich von Bagdad getötet worden.

US-Kommandeur Buford Blount von der 3. US-Infanteriedivision verteidigte den Angriff auf das Hotel Palestine mit den Worten, ein US-Panzer sei von dort aus mit Raketen und Schusswaffen angegriffen worden und habe das Feuer „mit einer einzigen Salve“ beantwortet.

Die US-Luftwaffe hat nach Meldungen des Senders CNN am Dienstagnachmittag die Hauptquartiere der irakischen Einheitspartei Baath und der Elitetruppe Republikanische Garden sowie erneut das Informationsministerium in Bagdad bombardiert. CNN und al-Dschasira berichteten übereinstimmend von einem „Strom von Toten und Verletzten“, der die total überfüllten Krankenhäuser erreiche. Hunderte von Toten und Verwundeten seien in die Al-Kindi-Klinik gebracht worden. Die US-Streitkräfte griffen mit Panzern auch irakische Kämpfer auf der Ostseite des Flusses Tigris an. Nach eigenen Angaben stoßen die Streitkräfte aus drei Richtungen vor, um die Kontrolle über die Stadt auszuweiten.

Zum zweiten Mal seit Beginn des Irakkrieges versuchte die US-Luftwaffe erneut, mit einem gezielten Schlag die irakische Führung und Präsident Saddam Hussein auszuschalten. Ob Saddam und seine Söhne diesmal getroffen wurden, war unklar. Der US-Geheimdienst CIA hatte der Washington Post zufolge Informationen, dass sich dort irakische Führungsmitglieder, darunter möglicherweise auch Saddam Hussein und zwei seiner Söhne, treffen wollten.

Bei einem Gipfeltreffen in Belfast haben sich die Verbündeten USA und Großbritannien für eine zentrale Rolle der UNO beim Aufbau einer Nachkriegsordnung im Irak ausgesprochen. Der UNO solle eine „wichtige Rolle“ zukommen, sagte der britische Premierminister Tony Blair. Der Irak werde nach dem Krieg von den Irakern und nicht von Großbritannien, den USA oder der UNO regiert, fügte er hinzu. WG