: Beitrag zur PR-Kampagne
betr.: „Der Moment, wenn alles getan ist“ (Bildbeschreibung „Amerikanische Soldaten im Saddam-Hussein-Palast“) von Dirk Knipphals, taz (Kultur) vom 9. 4. 03
Ja, eine „Ikone der Kriegsfotografie“ könnte es werden, aber aus ganz anderen Gründen, als der Autor vermutet. Das Bild erscheint uns nun gerade nicht als „Schappschuss“, sondern als das Ergebnis eines Fotoshootings. Sorgsam und professionell inszeniert. Das Bild ist nach klassischen Kompositionsregeln aufgebaut, die Lichtführung und Stellung der Personen erinnert an ein Gemälde. Der Schöpfer dieses Bildes ist als Regisseur präsent.
Man erhält damit gerade keinen „Einblick hinter die Kulissen“, wie der Autor glaubt. Tatsächlich ist das Bild selbst die Kulisse, die vor die Realität des Krieges geschoben wird. Der Moment nach der Schlacht, eine ruhige Szene: kein heroisches Waffenschwingen, keine blutigen Opfer.
Schlimmer als eine heroische Siegerpose ist dieses Bild in seiner Harmlosigkeit und der ausgefeilten Ästhetik, weil das Chaos und Leid des Krieges hinter diesem „Gemälde“ verschwinden soll. In diesem Sinne ist es wirklich Propaganda. Hier wird die Sichtweise des Siegers ins Bild gesetzt. Das ist etwas ganz anderes, als das Foto von dem vor dem Napalmangriff fliehenden, nackten Mädchen aus dem Vietnamkrieg.
Dafür wären die „embedded“ Journalisten zu kritisieren, für ihren professionellen – möglicherweise auch ungewollten – Beitrag zur PR-Kampagne.
MARGRIT GEHRHUS, EIKE BOLLAND, Kassel