: Vorbild USA?
betr.: „Der manipulative Mittwoch“ (Mit dem Krieg wurde Saddam gestürzt. Doch das rechtfertigt ihn nicht), Kommentar von Bernd Pickert, taz vom 11. 4. 03
Wir sind, hoffe ich, alle froh, dass der irakische Diktator gestürzt wurde, unabhängig davon, ob wir den Krieg für richtig halten. Und ich glaube, dass nur wenige den Irakern selbst das Recht abgesprochen hätten, ihren Tyrannen selbst zu stürzen, sogar mit Gewalt.
Ob das so einfach gewesen wäre, wie Bernd Pickert behauptet, will ich dahingestellt lassen, obwohl die vergangenen Erfahrungen mich erheblich daran zweifeln lassen, ob ein irakischer Umsturzversuch ähnliche Chancen auf Erfolg gehabt hätte wie ein amerikanischer. Aber auf jeden Fall hätte es wesentlich mehr Opfer gekostet, auch unter der Zivilbevölkerung. Die Opfer vorheriger Umsturzversuche gingen tatsächlich in die hunderttausende. […]
Wer annimmt, dass sich diese Diktatur ohne Gewalt hätte stürzen lassen, der ist bar jeder Realität. […] Trotz meiner Ablehnung der Bush-Regierung fand und finde ich diesen Krieg und die daraus resultierende, hoffentlich kurze amerikanische Besatzung eine hoffnungsvollere Option für das irakische Volk als weitere Jahre der Diktatur oder aber einen Bürgerkrieg.
GÁBOR GYORI, Chicago, USA
Der Präventivschlag gegen Saddam war vor allem eines: der Auftakt einer Reihe von PR-Attacken des konturlosesten Präsidenten, den die USA je hatten. […] Bush II wusste das „9/11“-Fanal geschickt für sich zu nutzen: Denn seither gibt er den toughen „America is at war“-Präsidenten, präsentiert mit forschem, religiös-visionärem Gestus. Sein Beraterteam hat das bislang meistens gut eingefädelt und abgesichert, und wenn alles gut geht, dann gibt es weitere Präventivanschläge, und seien es erst einmal auch nur Rumsfeld-Attacken der verbalen Art, um den Wiederwahlbonus im nächsten Präsidentenwahlkampf zu aktivieren.
Präzise Laserbomben und Cruise Missiles sichern seine Präsidentschaft, weil: Im Irak geht es um Öl, Macht und Business – die humanitäre Ummäntelung und die viel zitierten „weapons of mass destruction“ waren Mittel zum Zweck, nichts anderes. Das ist traurig und entzaubernd zugleich. Wahre Demokratie, wahre Größe, wahres Infotainment? Dieses große, weite Land war einmal so etwas wie unser Vorbild …
NORBERT FASCHING, Gärtringen