: Zwischen Hafen und Strich
Eine neue Heimstatt für Bremens Architektur: Im Speicher XI findet neben der Hochschule für Künste, dem Designzentrum, dem Hafen- und dem Rundfunkmuseum auch das Zentrum für Baukultur Platz
taz ■ Noch führt kein Fahrstuhl in die dritte Etage des Speicher XI, Kabel liegen quer auf nackten Holzbohlen. Dennoch wird es schon hergerichtet, im östlichen Flügel des riesigen Gründerzeit-Komplexes: Das seit den 80er Jahren herbeigehoffte Bremer Zentrum für Baukultur (BZB).
Im Speicher XI hat es zugleich einen angemessenen Rahmen gefunden. Saniert wird durch Bauunternehmer Klaus Hübotter, Architekt Rainer Schürmann hat die Pläne für den Umbau des 30.000-Quadratmeter-Komplexes gezeichnet: Ohne ihm den ruppigen Speichercharakter zu nehmen, aber doch abgestimmt auf seine neuen Funktionen. Im Speicher XI werden künftig die Hochschule für Künste und das Designzentrum, das Hafen- und möglicherweise auch das Rundfunkmuseum Platz finden. Nur ein Sechstel der Fläche – Quadratmeterpreis 3,60 Euro – ist noch nicht vermietet. Hier könnten Kreative Platz finden.
Das BZB wäre ein Juwel im neuen Kulturzentrum zwischen Hafen und Strich. Allerdings: „Wir haben es noch nicht in trockenen Tüchern“, sagt Christine Wischer (SPD), Senatorin für Bauen und Umwelt. Noch fehlen zwischen 60 bis 80.000 Euro pro Jahr. Die laufenden Kosten des Gesamtprojekts werden auf 168.000 Euro jährlich beziffert. Vorgesehen ist, die Lücke durch Sponsoring zu schließen. Mehrere Unternehmen hätten bereits Interesse bekundet.
Das BZB wird einerseits Dokumente über Architektur in Bremen sammeln und archivieren – einsehbar für alle. Andererseits soll es sich beispielsweise durch Diskussions- und Vortragsreihen zu einer Plattform entwickeln, einem „Forum für die öffentliche Bildung über Architektur“, erklärt der Direktor des Focke-Museums, Jörn Christiansen. Das könne „bis in die Schulen hinein“ gehen. Das Landesmuseum gehört zu den vier Trägern. Es vertritt die kulturhistorisch-didaktische Perspektive, die Bau- und Umweltverwaltung die planerisch-gesamtstädtische, während die Architektenkammer laut Entwurf für den professionellen Blickwinkel steht.
Der Anstoß zum BZB-Projekt aber stammt von akademischer Seite: Der ideelle Grundriss des Architekturzentrums trägt die Handschrift des Architop. Das Institut für Architektur, Kunst und städtische Kultur war von den drei öffentlichen Bremer Hochschulen kürzlich gemeinsam gegründet worden (siehe Interview rechts). Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit reagiere das Architektur-Archiv auf das gewachsene Interesse an modernem Bauen. „Als Ganzes“ könne das BZB “als ein Referenzprojekt zur Kulturhauptstadt gelten“.
Benno Schirrmeister