Intendant Glässgen will (nicht) mehr

RB-Intendant teilte der Rundfunkratsvorsitzenden seinen „Entschluss“ mit, das Amt niederzulegen. Die reagiert nicht

„Er hat keinen Rückhalt in der Bremer Politik“, das ist die kurz gefasste Erklärung für das aktuelle Tauziehen um den Intendanten von Radio Bremen aus dem Mund von Jörg Güthler, Rundfunkrat und Mitglied der Linkspartei. Nächsten September läuft sein Vertrag aus, Heinz Glässgen ist dann 66 Jahre alt. Der Rundfunkrat hat eine Kommission eingesetzt, um einen Nachfolger zu finden. Soweit, so normal, findet die Aufsichtsratsvorsitzende Eva-Maria Lemke-Schulte.

Allerdings pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass Glässgen gern weiter machen würde. Am 30. September schrieb er einen vertraulichen Brief an die Rundfunkratsvorsitzende, der erst erklärt, wie wichtig es sei, dass Radio Bremen insbesondere in den nächsten Monaten eine starke, erfahrene Führung hat, und in dem er dann „mit der Bitte um Kenntnisnahme und Verständnis“ seinen „Entschluss“ mitteilt, im Dezember von seinem Amt zurückzutreten. Ein klassischer Hilferuf, würden Psychologen sagen.

Lemke-Schulte half offenbar nicht postwendend, eine Woche später war die streng vertrauliche Geschichte im Weser Kurier zu lesen mit einem saftigen Kommentar. Tenor: Der unfähige Rundfunkrat und der fähige Intendant.

Der Vertreter der Linken, Güthler, bat Lemke-Schulte um Auskunft über den Brief – er bekam keine Antwort. Am 14. 11. fragte er im Rundfunkrat förmlich nach, ob es da einen Brief gebe. Lemke-Schulte antwortete drei Mal, erinnert sich Güthler, es gebe keinen Brief.

Glässgen war krank, am vergangenen Freitag fand endlich ein Vier-Augen-Gespräch zwischen der Aufsichtsratsvorsitzenden Lemke-Schulte und dem Intendanten statt. Ergebnisse des vertraulichen Gesprächs wurden nicht mitgeteilt.

Am Sonntag waren dann im Weser Kurier Zitate aus dem vertraulichen Brief zu lesen und ein Kommentar. Tenor: Lemke-Schulte müsse den „erfahrenen Intendanten“ bitten, sich einer Wiederwahl zu stellen – was sie nicht tut. Sie sei überfordert, ihre Berater wären „Nieten“.

Was tut eine Aufsichtsratsvorsitzende, die derart öffentlich vorgeführt wird? Sie war gestern bei der ARD-Konferenz in Saarbrücken und hatte ihr Handy ausgeschaltet. Ihre Stellvertreterin Susan Mittrenga von den Grünen kennt den Brief von Glässgen an die Vorsitzende Lemke-Schulte nicht. kawe