: Ayurveda – die Wissenschaft vom Leben
Wellness und Schönsein werden mit der ältesten Heilkunde der Welt assoziiert – Ayurveda bietet mehr als Wellness
Die Heilpraktikerin sagt, wenn sie eine Minute lang meinen Puls fühle, wisse sie alles: Was ich im Leben tun müsse, wie ich mich ernähren solle, was mich aus der Ruhe bringe. Das Verfahren nennt sich „Ayurvedische Pulsdiagnose“. Sie legt drei Finger auf meine linke Hand, es dauert wirklich nicht länger als eine Minute. Sie sagt, ich sei gestresst. Zu viel Luft und zu viel Feuer in mir.
Luft, Raum, Feuer, Erde und Wasser sind die Elemente, um die sich im Ayurveda die Welt dreht. „Jeder Mensch hat alle Elemente in sich, unterschiedlich stark“, sagt Rene Retsch, Arzt im Ayurveda Institut Berlin. Die ayurvedische Pulsdiagnose dient der Feststellung der so genannten Doshas: Vata ist Luft/ Raum, Pitta ist Feuer/Wasser, Kapha ist Erde/Wasser. Sind die Elemente im Ungleichgewicht, entsteht Stress oder Krankheit. „Alle Elemente, die wir im Körper tragen, sind auch im Universum vorhanden“, sagt die Heilpraktikerin Gisela Hanschen. Ayurveda will die Elemente im Körper wieder ins Gleichgewicht bringen.
Öl und Kräuter helfen dabei. Die ayurvedische Ganzkörpermassage (Abhyanga) und der Stirnölaufguss (Shirodhara) reinigen den Körper, entspannen den Geist und können chronische Krankheiten heilen. Die medizinischen Anwendungen werden ursprünglich mit einer inneren Reinigungskur kombiniert, die mehrere Tage oder Wochen dauert. Die Massagen, bei dem der ganze Körper mit heißem Öl eingerieben wird, und der Stirnguss, bei dem heißes Sesamöl über die Stirn fließt, werden oft als rein äußerliche Behandlung verkauft. Das nennt sich dann Wellness. Wer ein Wellness-Programm machen will, sollte vorher genau prüfen, wo er es macht. Die Anwendungen haben eine starke Wirkung, wenn sie richtig ausgeführt werden.
Eine große Rolle spielt im Ayurveda die Ernährung. Morgens ein Glas heißes Wasser trinken, das soll den Körper reinigen und Wunder wirken. Die Ernährung richtet sich nach dem ayurvedischen Typ: Vata-Typen entsprechen dem Element Luft. Sie haben einen schlanken Körperbau und den Kopf voller Ideen. Sie bewegen sich gern, mögen Kommunikation und Veränderung. Vata-Typen sollen viel Gekochtes essen, besonders gut sind Reis und Weizen. Pitta-Typen entsprechen dem Element Feuer. Sie haben einen durchschnittlichen Körperbau und ein dominantes Auftreten. Sie sind emotional und schnell aus der Ruhe zu bringen. Süßes und die italienische Küche ist gut für sie, scharfes Essen hingegen weniger. Im Sommer sollten Pitta-Typen Eis essen und den Körper kühl halten. Kapha-Typen entsprechen dem Element Erde. Sie haben kräftige Körper und bewegen sich langsam. Sie mögen Gemütlichkeit und Beständigkeit und wollen abends lieber zu Hause bleiben, statt auszugehen. Indisches Essen und Kohl gleicht sie aus. Kapha-Typen sind vor allem im Frühjahr anfällig für Erkältungen. JULIA JOHANNSEN