Keil in die Schule

Elternverein Hamburg lehnt das Lehrerarbeitszeitmodell ab. Erfinder und Kommissionschef Reiner Schmitz räumt Gefahr der „Abrechungsmentalität“ ein

Über das Lehrerarbeitszeitmodell regt sich jetzt auch der Hamburger Elternverein auf. Nach einer heftigen Diskussion mit dem Chef der Lehrerarbeitszeitkommission, Reiner Schmitz, verabschiedeten rund 200 Eltern am Donnerstagabend in der Gesamtschule Winterhude eine Protestresolution. Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) treibe mit dem Modell einen „Keil zwischen alle an Schule Beteiligten“. Schulformen, Fächer und Klassenstufen würden „gnadenlos gegeneinander ausgespielt“, kritisierten die BesucherInnen.

Zuvor hatte der frühere Behördenleiter Schmitz das Modell vor der aufgebrachten Zuhörerschaft verteidigt. Es sei kein Mehrarbeitsmodell. Die fehlenden 1000 LehrerInnenstellen würden durch Anhebung der Mindestgrößen für Klassen erwirtschaftet. Dies sei zum Beispiel bei den Grundschulen vertretbar, weil es dort in den vergangen Jahren einen „Ressourcenzuwachs von 26 Prozent“ gegeben habe.

Die Schulleiterin Angelika Fiedler vom Grundschullehrerverband wand sich vehement gegen die Behördenpläne. An ihrer Schule müssten alle Kollegen mehr und keiner weniger arbeiten. Zudem fürchte sie deutlich größere Klassen, die weit über dem Bundesschnitt liegen, was die Förderung des einzelnen Kindes erschwere. Fiedler: „Das Modell ist eine knallende Ohrfeige für eine ganze Schulform.“ Der Ressourcenzuwachs sei zudem allein für die Einführung der Verlässlichen Halbtagsgrundschule von 8 bis 13 Uhr verwandt worden.

Zuhörer warfen Schmitz eine „Taylorisierung des Lehrerberufs“ vor. „Ich habe das große Glück, an einer Schule zu arbeiten, an der alle Kollegen liebevoll miteinander umgehen. Wenn ein alter Kollege sagt, er kann nicht mehr, arbeiten andere für ihn mehr. Diese Kultur wird jetzt kaputtgemacht“, sagte ein dem Weinen naher Lehrer aus dem Publikum. Ein Nachteil des Modells, das räumte Schmitz ein, könne sein, dass an den Schulen eine „Abrechnungsmentalität entsteht, die dem Lehrerberuf nicht gut tut“. KAIJA KUTTER