: Präsident Obamas Bush-Mann
Robert Gates, 65, Republikaner und derzeitiger US-Verteidigungsminister, wird vom künftigen Präsidenten Barack Obama ins Kabinett übernommen – ein einmaliger Vorgang in der US-Geschichte FOTO: AP
Als Robert Gates vor zwei Jahren die Nachfolge von Donald Rumsfeld an der Spitze des US-Verteidigungsministeriums antrat, da war es nicht schwer, gleichzeitig alter Kempe und Hoffnungsträger zu sein. Seine Bestätigung im Senat mit 95 zu 2 Stimmen sprach Bände über die Erleichterung, dass der republikanische Präsident George W. Bush sich nach der im November 2006 verlorenen Kongresswahl endlich vom Dauerskandal Donald Rumsfeld trennte. Zumal Gates sich als Mitglied der Baker-Hamilton-Kommission, die damals einen Wandel der Irakpolitik hin zu mehr regionaler Sicherheitsdiplomatie forderte – und von Bush komplett ignoriert wurde – durchaus einen Namen als Bush-Kritiker und Pragmatiker gemacht hatte. Gates hatte damals eine kurze Universitäts- und eine ausgedehnte CIA-Karriere hinter sich. 26 Jahre hatte der heute 65-Jährige für den Geheimdienst gearbeitet; in den Achtzigerjahren, zu Zeiten der Iran-Contra-Affäre, war Gates der Stellvertreter des damaligen Hardliners William Casey. Unter Bush Senior wurde Gates zunächst stellvertretender Sicherheitsberater, dann CIA-Chef. Während der designierte Präsident Barack Obama etliche Führungsfiguren aus Bill Clintons Präsidentschaft zurückholt, behält er mit Robert Gates einen, der 1993 nach Clintons Wahl hatte gehen müssen.
Seit 2002 stand Gates der A&M-Universität in Texas vor – ein Job, der ihm augenscheinlich viel Freude bereitete, immerhin lehnte er es 2005 ab, für George W. Bush als neuer Director of National Intelligence, also oberster Chef aller US-Geheimdienste, nach Washington zurückzukehren.
Dass Gates vorerst Verteidigungsminister bleiben würde, war allgemein erwartet worden. Immerhin ist dies die erste Regierungsübergabe in Kriegszeiten seit dem Vietnamkrieg – ein bisschen Kontinuität tut da gut. Und als „Wandel“, „Change“ also, kann Obama die neue Bereitschaft zur Überparteilichkeit im Unterschied zur Polarisierung der Bush-Ära darstellen.
Gates selbst hat allerdings in den zwei Jahren seiner bisherigen Amtszeit auch wenig Anlass zur Kritik geboten. Die relativen Erfolge, die das US-Militär im Verlauf dieses Jahres aus dem Irak gemeldet hat und auf die auch Barack Obama seine Hoffnungen auf einen möglichen Truppenabzug aufbaut, können sich Gates und der einstige Irak-Oberkommandierende und heutige Chef des Zentralkommandos (Centcom), David Petraeus, auf die Fahnen schreiben. Wenn es im Irak weiter gut läuft, ist das auch für Obama gut – wendet sich das Blatt, kann er immer noch die Vergangenheit für schuldig befinden und Gates und Petraeus austauschen. BERND PICKERT