piwik no script img

Archiv-Artikel

Pickel wegschminken

Super Sache: Lehrstellenbörse im World Trade Center. Minister Clement gegen Ausbildungsplatzumlage

Von hey

Bremen taz/afp ■ „Teamarbeit für Deutschland“ – unter diesem hippen Namen wurde gestern aus dem World Trade Center kurzfristig ein Bremen Ausbildungs Center. Schüler und Schülerinnen strömten aus allen Himmelsrichtungen in Begleitung ihrer LehrerInnen in die hehren Hallen, um sich an den fünfzehn Messe-Ständen über Ausbildungsplätze in Bremen zu informieren. Ein Radio-Moderator heizte den Jugendlichen mit Sprüchen und Musik ein, zwei Mode- und Styling-Profis präparierten ausgewählte Noch-SchülerInnen fürs Bewerbungsgespräch: „Auch Jungs sollten sich Pickelchen und Augenschatten wegschminken.“

Einer der Berufs-Favoriten bei den Hauptschülern war ein Ausbildungsplatz als KFZ-Mechatroniker, so die neue Bezeichnung für den professionellen Auto-Frickler. Seitdem die Eingangs-Tests für diesen Job verschärft wurden, haben allerdings Hauptschüler keine allzu großen Chancen mehr. Rosig sind die Zeiten für Möchtegern-Azubis sicher nicht – das zeigt auch die Anzahl der Bewerber pro Ausbildungsplatz. „Mehrere hundert pro Stelle“ weiß der Leiter der Aus- und Weiterbildung der Techniker-Krankenkasse Hartwig Steder. Offene Stellen gibt es dagegen bei den Bremer Stahlwerken, die zum Sommer noch 27 Ausbildungsplätze besetzen wollen. „Durchaus auch mit Hauptschülern und sehr gerne auch mit jungen Frauen“, betont Uwe Timmermann, Leiter der Elektroausbildung.

LehrerInnen und SchülerInnen lobten die Messe als „super Gelegenheit mit Leuten ins Gespräch zu kommen“. Ins Gespräch kamen nachmittags auch Bundesminister Wolfgang Clement, der Bremer Bildungssenator Willi Lemke und vier Gymnasiasten zum Thema „Benimmregeln“. Die SchülerInnen auf dem Podium sahen da allerdings nicht viel Verbesserungsbedarf, während die ZuhörerInnen teils gelangweilt ihre Kaugummi-Blasen platzen ließen.

Clement, der sich in der Debatte erneut gegen die von der SPD-Fraktion geplante Ausbildungsplatzabgabe wandte, appellierte recht allgemein an die Vorbildfunktion der Erwachsenen. Die SchülerInnen ließen’s geschehen. Sie plagen vermutlich andere Sorgen: Im Sommer vergangenen Jahres standen rund 2.000 junge BremerInnen ohne Ausbildungsplatz da. hey