: Randale im Reha-Zentrum
Strohfeuer oder Wende zum Guten? Werder Bremen schöpft nach dem 5 : 0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt neue Hoffnung. Einige Fans der Gäste fühlen sich von der Bremer Polizei provoziert, es kommt zu Ausschreitungen
Manchmal lesen sich Mannschaftsaufstellungen wie Geheim-Kassiber. Als kurz vor Beginn der Bundesliga-Partie Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt im Presseraum die begehrten Zettel mit den Anfangsformationen verteilt wurden, fragten sich nicht wenige: Was will uns Thomas Schaaf damit sagen? Bis auf den gesperrten Mesut Özil standen da auf Werder-Seite exakt die Namen der Spieler, die das Champions-League-Debakel gegen Famagusta verursacht hatten. Purer Trotz – oder ein Anflug von Galgenhumor? Oder sollten Fritz, Tošić, Pizarro und Almeida gefälligst selbst die Suppe auslöffeln, die sie ihrem Chef in Form einer Trainerdiskussion eingebrockt hatten?
Die Antwort gab die elfte Minute. Da spielte Frings einen seinen zahlreichen Zuckerpässe in die Spitze und die Coolness, mit der die Chancenvernichter von Famagusta den Ball dann ins Tor brachten, nötigte selbst Per Mertesacker allerhöchsten Respekt ab. Der Abwehrmann unterstützte das Schaaf’sche Reha-Programm nach dem Spiel mit einem Sonderlob dafür, „wie ruhig Hugo den Ball in seiner Situation da auf Claudio quergelegt“ habe.
Von da an „lief es dann fast von allein“, wie Klaus Allofs anmerkte. Und auch Schaaf sah „viel von dem, was uns Freude macht“: Spielfluss, schöne Kombinationen und gegenseitige Unterstützung in der Abwehr. Besonders die Formkurve von Thorsten Frings zeigte weiter nach oben. Diego und er waren Teil einer Kopie des „magischen Dreiecks“ mit dem dreifachen Torschützen Pizarro an der vordersten Spitze.
Die Gäste aus Frankfurt leisteten allerdings wesentlich weniger Gegenwehr als Hertha BSC und der 1. FC Köln, gegen die die Bremer jüngst ebenfalls nach vorher schwachen Leistungen gewonnen hatten. Die meistgestellte Frage nach dem Spiel war nun folglich, ob auch dieser Sieg wieder als Strohfeuer verpuffen werde. Klaus Allofs verneinte und sprach von der Chance für einen konstanten Aufwärtstrend. Diese Konstanz ist laut Thomas Schaaf die Voraussetzung dafür, „ dass sich das Umfeld beruhigt“.
Gar nicht beruhigen konnte sich die Frankfurter Fankurve darüber, dass rund 200 angereiste Anhänger nach Gewaltandrohungen und Provokationen bereits vor dem Anpfiff festgesetzt worden waren. Eine Gruppe beließ es nicht bei Gesängen, sondern durchbrach eine Security-Kette, was einen massiven Polizeieinsatz nach sich zog, der wiederum nach Spielschluss zu erneuten Auseinandersetzungen führte. Eine Gewaltspirale, an deren Beginn vor zwei Jahren der Klau einer Frankfurter Fahne durch Bremer Fans gestanden haben soll. Pädagoge Schaaf, übernehmen Sie! RALF LORENZEN