: Das Aspen Institute und die CIA
betr.: „Der freundliche Amerikaner“, taz vom 29. 4. 03.
Ein südamerikanisches Sprichwort sagt: „El diablo sabe por diablo, pero más sabe por viejo.“ (Der Teufel weiß einiges, weil er der Teufel ist, aber er weiß noch mehr, weil er alt ist.) Natürlich weiß man ein paar Sachen mehr, wenn man mindestens eine Generation älter ist als die Schreiberinnen des Artikels, wenn man hautnah erlebt hat, was für Jüngere ferne Geschichte ist. Aber auch wenn der/die noch nicht alt genug war, eine Tageszeitung zu lesen, als das Aspen Institute gegründet wurde, sollte man von einem Journalisten erwarten, und von einem der taz allemal, dass er ordentlich recherchiert. Das wurde hier versäumt und deswegen ist der Bericht über den freundlichen Amerikaner, Direktor des Aspen Institutes, uninformativ, im Grunde irreführend.
Das Institut wurde 1974 von Shephard Stone gegründet, einem hochrangigen Direktor des CIA, lange verantwortlich für die weit gefächerten CIA-Aktivitäten im Europa des Kalten Krieges mit Schwerpunkt Deutschland – das scheinbar vor allem auf politischem, kulturellem Gebiet, Einflussnahme auf die Studentenbewegung in Berlin, auf Gewerkschaften, Zeitungen und Zeitschriften. Die Gräfin Dönhoff verband eine lange Freundschaft unter Gleichgesinnten mit Stone, und diese CIA-Verbindungen der Zeit, nicht nur der Gräfin und des Gert Bucerius, sind offenbar auch heute noch vorhanden, wie die US-servile, gar nicht mehr liberale, sondern militante Position der Zeit in Sachen Irak deutlich macht.
Das war aber nur ein noch harmloser Teil der Aktivitäten des im Übrigen auch sehr freundlichen Amerikaners Stone. Auch in Südostasien war er aktiv. In Indonesien war er in die Niederschlagung des „kommunistischen Putsches“, in den Putsch gegen Sukarno verwickelt, bei dem 1965 bei Massakern mindestens eine Million „kommunistische“ Indonesier über die Klinge gingen.
Nach Stone, nach dem von ihm eingesetzten Nachfolger David Anderson waren alle Direktoren des Instituts ohne Ausnahme ausgesuchte CIA-Leute. Die Finanzierung erfolgte wie üblich nie direkt, sondern über reaktionäre „Think-Tanks“ CFR (Council of Foreign Relations) und die „Bilderberg-Gruppe“. Manchmal flogen die Verbindungen auf wie seinerzeit bei Melvin Laskys 1950 gegründetem „Congress for Cultural Freedom“, aber schon bald liefen solche Deckinstitutionen unter anderem Namen weiter.
Dass der CIA keine Versammlung von freundlichen harmlosen Amerikanern ist, macht seine Geschichte deutlich, die eindrucksvolle Blutspur bis in unsere Tage, vor allem in Entwicklungsländern. Sie ist sicher als kriminelle oder staatsterroristische Organisation anzusehen. Das sollte man bei dem gekonnten Lächeln von Jeffrey Gedmin nie vergessen. DIERK VON DRIGALSKI, Marburg
Seit einem Jahr leitet Gedmin also dieses Institut – und hat es völlig umgekrempelt – und die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA stehen derzeit nicht zum Besten, so der Bericht. Nanu? Tja, was ist los mit diesem Mann, fragt sich nicht nur Kirsten Küppers. Statt Einigkeit zu suchen, rennt er herum und streitet sich, er polarisiert, heißt es weiter. Neben dem Grünen Bütikofer trifft er sich mit H. Kissinger (war das nicht der, der Allende und Millionen Vietnamesen … na ja, sie wissen schon), Angela Merkel (vermeintliche Amerikafreundin) oder mit Chalabi (Exkrimineller und Exiliraker) – laut Bericht der Beweis dafür, dass er sich vornehmlich mit Andersdenkenden trifft. Immerhin spricht er Deutsch, anders als der amerikanische Botschafter in Berlin.
Er kann sich nicht lange aufhalten, es wartet die nächste Journalistin – auch die amerikanische Administration kann sich nicht lange aufhalten – Bush schaltet um auf die Innenpolitik, obwohl im Irak weder der Kriegsgrund (Massenvernichtungswaffen) noch das Kriegsziel (Frieden und Demokratie usw.) erreicht sind. Gedmin sagt gerne: „Eigentlich sind wir ja gar nicht anderer Meinung … aaaber …“ Eigentlich weiß ich gar nichts (außer was im Pentagon gedacht wird) … aaaber … JUTTA STARKE, Hamburg
betr.: dito und „Wer folgt auf Joschka Fischer?“, taz vom 29. 4. 03
Raschke raschelt und der freundliche Aspen-Amerikaner weiß die Grünen als ihre Freunde.
Joachim Raschke hat die Grünen von Anfang seiner Begutachtungstätigkeit an in diese fatale Richtung gedrängt, wo sie, politisch wirkungslos, wie die anderen Parteien einer Normalität frönen, die zwar seinen Favoriten Posten sichert, aber um den Preis, nicht weiter zu stören. Was Raschke „unverkürzte Modernisierung“ nennt, ist der Status quo einer Partei, der es nicht einmal mehr peinlich ist, nichts anderes zu wollen, als in der Öffentlichkeit eben modern mitzuquaken. Da fragt sich nur, was folgt aus dem Rascheln Raschkes? Gibt es keine politikwissenschaftliche Intelligenz in diesem Land, die ihn von seiner Machtverblendetheit à la „Grün wirkt“ (nur wie?) etwas sehender macht?
Wundert es da, wenn auf der nächsten taz-Seite von dem freundlichen Aspen-Amerikaner Jeffrey Gedmin die Rede ist, der, freundlich im Ton, aber hart in den Folgen für andere, sich gerne auch mit Grünen schmückt, die sich geehrt fühlen, wenn sie von ihm as his friends gesehen werden. Die Berliner EU-AG der Grünen hat, anstatt US-Peaceniks, sich Jeffrey Gedmin kurz vor Ausbruch des Irakkrieges eingeladen, um sich von ihm belehren zu lassen. Ach dort gab man sich hi here, hi dort. Aus der ganzseitigen Reportage über ihn, zudem noch als deutsch-amerikanischer Dialog betitelt, erfährt man nicht mehr, als dass er schlank behände unterwegs, überall in Funk, Fernsehen im Dauereinsatz ist, um his master’s voice zu verkünden. Welche WG ließ sich denn so billig für solch eine PR ködern, wie in der Reportage behauptet? Es hätte der Fortbildung nicht schlecht angestanden zu erfahren, wie man mit solch bescheidenem politischem Wissen wo und warum Karriere machen kann. Welches think tank ist das Aspen-Institut, das ihn zu dem gemacht hat, was er macht? Wie hoch fällt die Finanzierung des Berliner Senats für solcherlei Dialoge aus? Und was haben die grünen Freunde davon, mit ihm Kaffee trinken zu dürfen? Wer hat was von dieser Art Geschäftigkeit?
Ich empfehle zur Besinnung die durchaus unterhaltsamere Lektüre: „Stupid white men“ von Michael Moore und demnächst den Besuch der Berliner Volksuni an Pfingsten: „Stupid white order!“ HALINA BENDKOWSKI, Berlin
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