: Angestaubten Tagebau neu vermessen
Heute beginnt das Landesumweltamt im Tagebaugebiet Hambach die Suche nach einem Standort für eine zweite Staub-Messstation. Die Grenzwerte für Feinstaubimmissionen sinken wegen einer EU-Richtlinie ab 2005
VON ELMAR KOK
In diesen Tagen will das Landesumweltamt am Tagebaugebiet Hambach eine zweite Messstation zur Messung von Staub-emmissionen aufstellen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Nordrhein-Westfalen erhofft sich davon genauere Messwerte. „Wenn die Messstation steht, haben wir endlich belastbare Werte, die die Staubemmissionen des Tagebaus bei Hambach betreffen“, sagt Dirk Jansen, Geschäftsführer des BUND NRW.
Dann könnten endlich verbindliche Aussagen über die Grenzwertüberschreitungen der Feinstaubemmissionen getroffen werden, sagt Jansen. Denn der bisherige, einzige Messpunkt stehe nicht immer im Wind. Trotzdem seien die Grenzwerte für die krebsverdächtigen Stäube allein im Oktober mindestens 24-mal überschritten worden, berichtet Jansen. Im nächsten Jahr werde die Situation für RWE noch kritischer, denn dann werden die Grenzwerte für Staubemmissionen durch die EU noch weiter gesenkt. Um den Staub künftig einzudämmen, müsse die Kohle dann eben unter einer riesigen Plane abgebaut werden, „oder die müssen den ganzen Betrieb einhausen“, sagt Jansen.
Die Befürworter des Tagebaus bezweifeln, dass die gemessen Stäube etwas mit dem Bergbau zu tun haben. „Wir hatten im letzten Jahr im Oktober eine erhöhte Feinstaubkonzentration von Moskau bis Paris und kein Mensch weiß, woher das kommt“, sagt Manfred Lang, Sprecher von RWE Power. Lang betont, dass RWE die gesetzlichen Grenzwerte alle einhalte. Wenn es mal Grenzwertüberschreitungen gebe, die 35-mal im Jahr erlaubt seien, könne das auch vom Ackerbau kommen. Lang bekommt Unterstützung von der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Bergamt Düren. „Die Feinstaub-Problematik ist eine globale“, sagt Peter Asenbaum, Leiter des Fachbereichs Umweltschutz des Bergamtes. Überschreitungen der Grenzwerte gebe es immer dann „wenn die Sahara-Stäube kommen“. Daher werde die Europäische Union, die eine Verschärfung der Grenzwerte für 2005 und 2010 vorsehe, die Richtlinie für 2010 ganz schnell wieder zurücknehmen, ist sich Asenbaum sicher. Hinter vorgehaltener Hand werde bei der EU schon darüber diskutiert, die Grenzwerte wieder zu erhöhen. „Denn die Spanier haben wegen der Sahara-Stäube noch mehr Probleme“, außerdem sei es nicht richtig, die gemessenen Stäube dem Tagebaubetreiber RWE-Power zuzuordnen, da „dieser Staub im Mikrometerbereich nur bei Verbrennungen oder Sprengungen entsteht“.
Das will Jutta Geiger, zuständig für die Überprüfung der Luftqualität beim Landesumweltamt, nicht bestätigen. Die Stäube könnten durchaus beim Braunkohleabbau entstehen und die bisherigen Messungen hätten gezeigt, dass „es zumindest eine weitere Quelle gibt.“ Allerdings sagt Geiger auch, dass „alles was bis jetzt gemessen wurde, nicht dramatisch ist“. Sicher sei aber, dass die Ergebnisse der Messungen sich nicht allein durch Ferntransport erklären ließen.
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) hält die Messungen an den Tagebaugebieten für Geldverschwendung und ist der Meinung, dass sich die Bergleute in den Tagebaugebieten nicht zusätzlich gegen die Stäube schützen müssen. „Wir vertrauen den Messungen, die die RWE schon durchgeführt hat und halten auch die neue Messstation für entbehrlich“, sagt Siegfried Wendland, Landesbezirksleiter der IGBCE Niederrhein. „Wenn diese neuen Messungen dann noch mit zusätzlichen Kosten verbunden sind, ist das zusätzlich ärgerlich“, sagt der Gewerkschafter.