Krieg und Umweltschutz

betr.: „Quereinstieg für den Frieden“, „Davon ist momentan nicht viel zu spüren“, taz vom 12. 4. 03

Es stimmt: Die Umweltbewegung war nicht gerade die wortgewaltigste Kraft auf den Friedensdemos. Das liegt aber nicht nur an den Gründen, die Michael Ziesche nennt. Während Bomben auf Bagdad fielen, stellte zum Beispiel Manfred Stolpe den Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes vor – ein Planwerk, das verkehrspolitische Weichen für die nächsten zwei Jahrzehnte stellt und das bis Sommer beschlossen sein soll. Wenn Umweltverbände jetzt nicht aktiv werden, sind spätere Aktionen dazu viel aufwändiger und weniger erfolgversprechend.

Dazu kommt, dass den Verbänden immer mehr Gelder gestrichen werden, und das ist durch Spenden nicht ausgleichbar – für einen Ostverein wie die Grüne Liga besonders bedrohlich.

Zudem registrieren die Medien kaum, dass Umweltschützer zum Thema Irakkrieg was zu sagen haben. Die Resolution der Bundesmitgliederversammlung der Grünen Liga etwa, die zwei Tage nach dem US-Angriff stattfand, fand ich in keiner Zeitung. Die Umweltverbände werden doch oft nur noch zitiert, wenn sie sich im Dissens oder wesentlich radikaler als die Parteigrünen artikulieren. Als ich auf einem Friedensforum bei Oranienburg als Vertreter der Grünen Liga die ketzerische Frage stellte, ob es nicht viele gut fänden, wenn nach dem Irakkrieg Öl wieder billiger werde, schwieg nicht nur die Versammlung betreten – diese Passage fehlte auch in der Lokalpresse.

Wo die Umweltbewegung in der Friedensfrage steht, entscheidet sich aber nicht nur bei Demos. Brandenburgs und Mecklenburgs Naturschutzverbände werden in ihren Anliegen massiv betroffen, wenn vielleicht demnächst die Bundeswehr und andere Nato-Armeen – darunter die der USA! – das FFH-Gebiet „Wittstock-Ruppiner Heide“ bombardieren und dabei über den Müritz-Nationalpark mit seinen diversen Horststandorten geschützer Großvögel herumlärmen. Hier geht es auch um die Vorbereitung weiterer Kriege. HEINZ-HERWIG MASCHER

Landesvorsitzender Grüne Liga Brandenburg e. V.

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