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Archiv-Artikel

Wie man sich bettet, so liegt man

Zum Wohlgefühl beim Schlafen gehört eine persönlich angemessen gestaltete Intimsphäre. Neben der Schlafstätte muss man sich auch für eine geeignete Bettwäsche entscheiden – sie ist unserem Körper immerhin so nahe wie sonst nur die Kleidung

VON THOMAS PAUL

Kommt das Gespräch auf Schlafzimmer, wird meist in zweifacher Hinsicht ein Bewusstsein von Intimität erweckt: das Schlafzimmer der Eltern, das in der Erinnerung irgendwie immer wie ein Satellit der Wohnung erscheint, oder Schlafzimmer als Synonym für Sexualität. An die vier Wände, die Nacht für Nacht aufgesucht werden, denken die wenigsten, noch weniger an die Ausstattung: das Bett, der Teppich oder die Bettwäsche – die Dinge, die zum Wohlbefinden in der täglichen Phase des Schlafens beitragen.

Auf den ersten Blick nicht gerade gemütlich sieht das Bett GB 1085 aus, das der Ulmer Designer Hans Gugelot entworfen hat und heute im Programm von habit geführt wird. Vier runde Metallstäbe als Beine tragen einen Rahmen aus schwarz lackierten Metallprofilen, in dem sich – je nach Breite – ein oder zwei Lattenroste befinden, worauf dann die Matratzen liegen.

Das schlicht gestaltete Objekt entwickelte Gugelot zu Beginn seiner Lehre an der Ulmer Hochschule für Gestaltung 1954 gemeinsam mit Studenten für deren Zimmer. Angesichts der knapp bemessenen finanziellen Ressourcen musste ein preisgünstiges Möbel her, das den Ansprüchen an die Übereinstimmung von Material und Form genügte. Trotz der Massivität des Metalls wirken die zwischen 90 und 180 Zentimeter breiten Bettgestelle äußerst filigran und dementsprechend elegant, gerade in kleinen Räumen wie Studentenzimmern.

Gegen diese vielleicht fast schon kalvinistisch erscheinende Formgebung wirken die Teppiche von B.I.C.-Carpets geradezu luxuriös, sind aber ebenfalls von großer Klarheit in Verarbeitung, Material und Haltbarkeit. Die belgische Firma fertigt seit über 50 Jahren hochwertige gewebte Bodenbeläge sowohl für den Wohnbereich als auch etwa für stark frequentierte Orte wie etwa Foyers oder Flugzeuge.

Die Produktpalette besteht aus Auslegware, Teppichen und eben Flugzeugböden, wobei alle Ausführungen stets aus reiner Schurwolle der Qualitätsmarke „Wool of New Zealand“ hergestellt werden. Das Naturmaterial Wolle ist lange haltbar, argumentieren die Produzenten, ist sehr elastisch und hat von Natur aus eine dünne Schutzschicht, die wasserabstoßend wirkt. Die Struktur der Wollfaser sorgt dafür, dass Schmutz kaum in den Teppich eindringt. Zudem ist Wolle antistatisch.

Die Ausführung „Stone“, die auch im Museum of Modern Art in New gezeigt wird, besteht aus dicken Schlingen, die scheinbar willkürlich gegeneinander gewebt wirken und sich angenehm weich anfühlen, dennoch aber einen festen Boden unter der Fußsohle bieten. Es ist der schwerste Teppich aus der „Natural Collection“, deren Sorten es nur in wenigen ohne Bleichmittel oder Chemiezusätze herstellbaren Farbtönen gibt. Sie können als Teppich in den Standardmaßen oder nach individuellen Größenwünschen sowie meistens auch als Auslegware bis zu vier Meter Breite geliefert werden.

Wenngleich solche Teppiche zum Rumlümmeln einladen und damit das Schlafzimmer zu einem Rückzugsort nicht nur für die Nacht attraktiv machen, die eigentliche Schlafstatt und ihre Materialien sind etwas Eigenes. Schließlich sind einem diese Textilien genauso nahe wie die Kleidung. Deswegen muss erstaunen, wie wenig alltäglich der Umgang mit Bettwäsche ist und wie sehr sie lediglich als ein notwendiges Gebrauchsgut empfunden wird, gleichgültig wie der Stoff beschaffen ist oder welches Muster er trägt.

In Berlin führt das Ausstattungsgeschäft odama verschiedene Hersteller von Bettwäsche im Programm, von interfrotta, deren einfarbige Kollektionen sehr edel wirken, bis zu Leitner, die kräftige Farben und Muster bieten. Der Aufbau dieses Angebots bei odama begann, als einige Wohnungseinrichtungen komplettiert werden sollten und sich die Frage stellte, was für Textilien zum Interieur passen.

Ich hingegen benutze unabhängig vom jeweiligen Zimmer seit über zwanzig Jahren ausschließlich weiße Bettwäsche, die sich bislang aus der alten Aussteuer meiner Familie und deren Freunden rekrutierte. In den einfachen Ausführungen handelt es sich um glatte Baumwollbezüge, doch manchmal fand sich schon ein schönes Damastmuster dazwischen, wild floral oder grafisch klar. Neu würde ich auf solide Programme wie von der Jakob Hermann Leinenweberei und Wäschefabrikation aus Laichingen zurückgreifen, die ebenfalls bei odama geführt wird. „Denn wie man sich bettet, so liegt man“, heißt es bei Bertolt Brecht. Doch nicht allein das Wohlgefühl beim Schlafen zählt, sondern auch das Bewusstsein, in einer persönlich angemessen gestalteten Intimsphäre zu ruhen.

Habit, www.habit.de, bei modus, Wielandstr. 27, Berlin-Charlottenburg; odama, Steinstr. 37, Berlin-Mitte; minimum im Stilwerk, Kantstr. 17, Berlin-Charlottenburg; B.I.C.-carpets, www.bic-carpets.be, bei Bodega Raumdesign, Chausseestraße 12, Berlin-Mitte; www.interfrotta.de