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Archiv-Artikel

Wer zu spät kommt, geht zu Fuß

Heute eröffnet die neue Radstation am Hauptbahnhof. Die 600 Fahrrad-Bügel auf dem Bahnhofsvorplatz werden dafür abgebaut. Bremer Fahrrad-Service: Das neue, überdachte Zweirad-Parkhaus kostet Geld – und hat abends geschlossen

taz ■ Mit dem Fahrrad zum Bahnhof – das wird ab morgen teuer. Denn Platz für Drahtesel ist künftig nur noch in der neuen Radstation links neben dem Bahnhof. Vor Regen geschützt und angeblich gegen Diebstahl bewacht können dort 1.560 Drahtesel auf zwei Etagen Unterschlupf finden – für 70 Cent pro Tag oder 70 Euro pro Jahr. Gleichzeitig werden die 600 kostenlosen Bügel auf dem Bahnhofsvorplatz ab Samstag entfernt. „Wir haben uns verpflichtet, dafür zu sorgen, dass es einen Anreiz für die Benutzung des Parkhauses gibt“, sagt Holger Bruns, Sprecher von Bausenatorin Christine Wischer (SPD). Die beliebten Stellplätze auf dem Bahnhofsvorplatz seien von vorneherein nur als „Provisorium“ gedacht gewesen.

Wen die obligatorischen Parkgebühren nicht nerven, der dürfte sich über die Öffnungszeiten des Parkhauses erregen. Montags bis freitags von 6 bis 22 Uhr, am Wochenende von 9 bis 19 Uhr – wer sein Fahrrad später abgeben oder abholen will, steht vor verschlossenen Türen. Pech also für den Zugreisenden, der später ankommt.

„Dann können Sie ihr Rad sicherlich am nächsten Morgen abholen“, heißt es bei der Brepark, die das Parkhaus an den Betreiber B.O.C. vermietet hat. Man habe B.O.C. lediglich grobe Auflagen gemacht, um das Label „Radstation“ benutzen zu dürfen. Die genauen Öffnungszeiten aber müsse letztlich der auf eigene Rechnung wirtschaftende Betreiber festlegen. „Wenn sich herausstellt, dass der Wunsch nach längeren Öffnungszeiten besteht, kann man diese auch anpassen“, versucht B.O.C.-Geschäftsführer Henning Jauns die Wogen zu glätten.

Mit der Radstation, so lobte der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) bereits im Vorfeld, rücke Bremen in puncto Radverkehr-Förderung bundesweit „in die Führungsgruppe auf.“ Denn das drei Millionen Euro teure und vom Bauressort finanzierte Fahrrad-Parkhaus biete mehr als nur überdachte und sichere Abstellmöglichkeiten. So könne der angegliederte Fahrrad-Laden wärend der Parkzeit auch kleinere Reparaturen durchführen oder das beste Stück vom Straßendreck reinigen. ADFC und VCD beziehen zudem ebenfalls Quartier in der Radstation und bieten etwa Routenkarten, Zubehör und Tipps rund um den Radtourismus. Zur zweifelhaften Service-Qualität der eingeschränkten Öffnungszeiten wollte dort gestern niemand Stellung beziehen.

Andere Städte sind in punkto Öffnungszeiten auf jeden Fall fortschrittlicher. Die Radstationen in Münster und Oldenburg etwa haben jeden Abend bis 23 Uhr geöffnet, selbst das Bielefelder Rad-Parkhaus schließt auch am Wochenende erst um 22.30 Uhr seine Tore. Im Freiburger Hauptbahnhof richten sich die Öffnungszeiten nach dem letzten und ersten Zug, Lüneburg hat gleich rund um die Uhr offen.

Wie der Bremer Bahnhofsvorplatz ohne die Fahrrad-Bügel gestaltet wird, ist noch unklar. Im Gespräch sind der Bau einer Skater-Rampe unter Ägide des Sportgartens oder alternativ die Installation von bunten Riesen-Würfeln eines niederländischen Künstlers. Sicher ist lediglich, dass es dabei wieder nur um eine Zwischenlösung geht. Eine Bebauung des Grundstücks, wie sie SPD und CDU bereits vor vier Jahren vereinbart hatten, ist derzeit nicht abzusehen. sim / llg