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Archiv-Artikel

Wochenübersicht Bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Enigma“, Renaissance-Theater, ab 11. 3.
„U. Produzentinnen“, Sophiensaele, ab 12. 3.

Ob es etwas damit zu tun hat, dass der Islamismus auch im Westmenschen so etwas wie religiöse Sehnsucht weckt? Eben erst ließ in der Volksbühne Ulrich Seidl ein paar Schauspieler das Gespräch mit dem Allmächtigen führen – jetzt lässt Rosa von Praunheim vier Studenten der Potsdamer Filmhochschule HFF Vater und Mutter ehren. Zwar handelt es sich bei den vier Szenen, die Freitag im Maxim-Gorki-Studio Premiere haben, offiziell um eine Auseinandersetzung von fast Erwachsenen mit den Eltern und der verunsichernden Ausdehnung der Jugend bis ins höhere Alter, aber im Unterton klingt das Ganze doch ein bisschen wie die Suche nach den guten alten Werten. Den Irak als mythische Quelle unserer Zivilisation beschwört der über viertausend Jahre alte Epos „Gilgamesch“ über den sumerischen König und Herrscher über die mesopotamische Stadt Uruk. Der Text zeigt, dass es den Menschen schon immer um die gleichen Dinge ging: Liebe, Ehrgeiz und die Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Wer es übersichtlicher liebt, kann in der Geschichte von „Gilgamesch und Enkidu“ auch eine schwule Love-Story sehen. Andreas Stadler hat den Stoff für das Theater und für seine Hauptdarsteller Matthias Habich und Georgette Dee bearbeitet. Die Koproduktion des Potsdamer HO-Theaters mit dem Theater zum Westlichen Stadthirschen hat morgen im Tacheles Premiere. Was ist Lüge, was Wahrheit? Diesen Fragen geht das subtile Kriminalstück „Enigma“ von Eric-Emmanuel Schmitt nach, das Volker Schlöndorff für das Renaissance-Theater inszeniert. Dass es mit dem westlichen Individuum so nicht weitergehen kann, suggeriert ab Freitag auch die Produktion „Umherschweifende Produzentinnen“ in den Sophiensaelen, eine Collage über die Selbstzurichtung zum psychischen und physischen Nomadentum im Neoliberalismus.

„Gilgamesch und Enkidu“ Tacheles, ab 9. 3.
„Du sollst Vater und Mutter ehren“, M.-G.-Theater, ab 12. 3.