urdrüs wahre kolumne
: Bin auf meinem Weg!

Als der AWD-Boss Carsten Maschmeyer aus Hannover noch aussah wie der Chef einer Drückerkolonne, da hätten ihn Politikberater und ideologische Elendskrämer wie Riester und Rürup nicht mal mit dem Arsch angeschaut. Inzwischen aber hat sich der Maschi längst auf seriös getrimmt, und schon heuert der Wirtschaftsweise Hans-Adalbert Rürup bei ihm an. Macht jetzt in Versicherungen, Fonds und was sich sonst alles so verriestern lässt. Und damit das Volk wenigstens Kuchen essen kann, wenn schon Arbeit und Brot knapp werden, verteilt die AWD jetzt über 600 Tickets für das ausverkaufte Tina-Turner-Konzert im nächsten Februar – und so ehrfurchtsvoll wie dienstbeflissen jubelt Hannovers führendes Heimatblatt: „Ein Geschenk für Hannover!“

Auf der anderen Seite der Erfolgsskala wird im schleswig-holsteinischen Barsbüttel ein 17-jähriger von der Polizei erwischt, der „im großen Stil Semestertickets gefälscht und verkauft“ hatte. Sofern dies im Sinne sozialer Gegenwehr geschah, bitten wir doch qualifizierte Verteidiger, sich dieses Opfers wenig milder Umstände anzunehmen …

Von dieser Stelle aus herzliche Genesungswünsche an Gunter Gabriel, wohnhaft im Hamburger Hafenbezirk, der beim Besuch eines Konzerts der Kumpels von BAP im Backstage-Bereich einen Herzanfall erlitt und gerade noch rechtzeitig durch eine Not-OP gerettet wurde. Der Countrybarde hatte sich noch in der vorletzten Woche um meine Herzensbildung verdient gemacht, als er meinen im Grunde hämischen Spruch zum Dschungelcamp-Einzug der Schauspielerin Ingrid van Bergen kritisierte: „Die ist im Kopp noch ganz fit, von wegen Greisin. Warum die das macht, weiß ich zwar auch nicht – aber man rutscht manchmal rein in so einen Quatsch.“ Gute Besserung – und keep on trucking!

Dass Hamburgs Erzbischof Werner Thissen bereits im sportlichen Ehrenamt Jungs Fußballer der C-Jugend trainiert hat, wollen wir in dieser Woche anlässlich seines 70. Geburtstags mal mit Glückwunsch zu den guten Taten rechnen. Dass des Jubilars christlich’ Herz aber für den HSV schlägt, können wir ihm weder aus Werder-Sicht verzeihen noch in paulianischer Gesinnung: Weiß er denn nicht, dass der Kiez-FC inzwischen über eine eigene Kapelle verfügt, die noch immer ungeweiht ist?

Bei einem Bremen-Bummel komme ich kürzlich an einem Dixie-Klo in der Waller Heerstraße vorbei, das von einem echten Kumpel besetzt ist, denn aus dem Gehäuse klingt in keineswegs gepresster Form gesungen das schöne Lied „Bin auf meinem Weg“ von Hannes Wader. Dies sind die Augenblicke, von denen wir zehren können.

Während die einen noch darauf hoffen, dass es den Fünfhundert-Euro-Scheck als Antwort der Sozialdemokratie auf die Nöte der Zeit noch vor Heiligabend gibt, fällt mir in der Innenstadt die rapide Zunahme von Ankaufstellen für Gold mit dem ausdrücklichen Hinweis „Auch Zahngold mit Zähnen“ auf. Was werden denn da für Begehrlichkeiten geweckt? Und wann kommt es zu ersten gezielten Übergriffen auf Kronen- und Brückenbesitzer? Bestimmt gibt es dazu noch vor dem Fest ein mahnendes Wort von Margot Käßmann, erwartet ULRICH „Bangbüx“ REINEKING

ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, war nicht zur Geburtstagsfeier von Hamburgs Erzbischof eingeladen.