Energieminister unter Strom

Wenn die Energieagentur NRW ihre Bilanz vorstellt, kommt auch Energieminister Axel Horstmann. Die Agentur sieht im Energieland Nummer Eins noch viel Potenzial zur besseren Nutzung von Energie

AUS WUPPERTAL ELMAR KOK

Wenn NRW-Energieminister Axel Horstmann (SPD) in diesen Tagen über Energiepolitik spricht, kommt er um das Thema Emissionshandel nicht herum. Denn schließlich müsse das Land Nordrhein-Westfalen 40 Prozent der bundesweiten Einsparungen realisieren, sagte Horstmann gestern auf der Bilanzpressekonferenz der Energieagentur NRW in Wuppertal. Man müsse zu einer Regelung kommen, die es den Unternehmen möglich mache, Investitionen langfristig zu planen. Und das sehe der Entwurf von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) nicht vor, da es den Unternehmen nicht ermöglicht werde, über 2012 hinaus zu planen.

In die Umweltverschmutzer-Ecke will sich Horstmann aber trotz seiner Kritik an Trittin nicht stellen lassen. „Ich teile sehr wohl das Ziel, die 480 Millionen Tonnen Kohlendioxid Emissionen einzusparen“, sagt Horstmann. Damit das gelingt, berät die Energieagentur in Nordrhein-Westfalen Unternehmer, die demnächst mit den Zertifikaten handeln können. Während im letzten Jahr 280 Unternehmen das Angebot der Energieagentur nutzten, sollen in diesem Jahr noch einmal drei Veranstaltungen in Duisburg, Dortmund und Bonn angeboten werden, um den Informationsbedarf zu befriedigen, sagte Norbert Hüttenhölscher, Leiter der Energieagentur. Er ist wie Axel Horstmann zufrieden mit der Bilanz der Landesagentur, sieht aber noch Bedarf für weitere Arbeit. „In Nordrhein-Westfalen lassen sich wirtschaftlich-technisch noch 25 bis 35 Prozent Energie vernünftig einsparen“, sagt Hüttenhölscher. Das sei möglich, ohne in den Betrieben in die technischen Prozesse einzugreifen. Seine Mitarbeiter seien immer wieder überrascht, dass die Unternehmen nicht allein aus Kostengründen alles unternähmen, um Energie zu sparen.

Allerdings werde dieser Druck in den nächsten Jahren noch zunehmen, da Energie zukünftig teurer werde, so Hüttenhölscher. Daher werde die Agentur die Energiemesse Renewables 2004, die Anfang Juni in Bonn stattfindet, mitorganisieren. Dort will sich das Land mit seinen Energieprojekten der Weltöffentlichkeit präsentieren.

Das sei wichtig, denn da Nordrhein-Westfalen ein Drittel der in Deutschland benötigten Energie produziere, müsse dieses Know-How auch in anderen Ländern zur Kenntnis genommen werde, sagt Horstmann. Da das Land auch bei den erneuerbaren Energien gut aufgestellt sei, könne man sagen „dass wir im Strukturwandel die Technologieführerschaft haben.“ Dazu könnte unter anderem die Technologie zur Nutzung der Erdwärme gehören, von der sich Horstmann noch einiges verspricht. Wenn man Geothermie höre „dann schmunzelt man erst so ein bisschen, aber das ist ernsthaft“, sagt Horstmann. Außerdem müsse auch nicht überall so tief gebohrt werden, wie zurzeit in Gelsenkirchen, betont der Minister. Zudem „ist diese Energie im Vergleich zur Windkraft ständig vorhanden“, sagt Horstmann und „über die Ästhetik von Windkraftanlagen möchte ich gar nicht erst reden“. Die Energieagentur hat eine CD-ROM im Angebot, mit der jeder Hausbesitzer nachprüfen kann, was unter seinem Haus an Energie schlummert. Die unterirdische Energiequelle müssen dann die Klempner für den Bauherren aus einer Tiefe von bis zu 100 Metern anzapfen.