: Besser als verlieren
Der SC Freiburg sichert sich beim 2:2 gegen Borussia Dortmund einen Punkt – und ist damit ganz zufrieden
FREIBURG taz ■ Drei Punkte wären ihm lieber gewesen, aber natürlich hat sich Roda Antar gefreut über sein Tor, das den SC Freiburg gegen Borussia Dortmund in Führung gebracht hat. In zehn Spielen hat der 24-jährige offensive Mittelfeldspieler bereits sechs Mal für die Breisgauer getroffen und es im Dreisamstadion zum Fußballgott gebracht. „Das ist lieb von den Fans“, sagt der in Freetown in Sierra Leone geborene Sohn einer libanesischen Kaufmannsfamilie, „aber in meinem Pass steht immer noch Roda Antar.“ Diese Bescheidenheit steht im Gegensatz zu der Verehrung, die dem ersten Libanesen in der Bundesliga zuteil wird.
Inzwischen ist Roda Antar ein gern gesehener Gast bei der großen libanesischen Gemeinde, die in Freiburg lebt. Am Samstag ließ es sich Ahmad Murad nicht nehmen, sich selbst von den fußballerischen Künsten Antars im Dreisamstadion zu überzeugen. Und Roda Antar ließ sich nicht zweimal bitten: Nach 17 Minuten erzielte er mit einem Kopfball das 1:0. Und der Vorsteher des libanesischen Verbandes in der Breisgau-Metropole strahlte.
Die Erhöhung, die Roda Antar in Freiburg erfahren hat, seit er die Leidenszeit beim HSV beendet und beim Sport-Club nach einem komplizierten Mittelfußbruch wieder Tritt gefasst hat, wäre noch gesteigert worden, hätte er nur eine von zwei weiteren exzellenten Chancen genutzt. So aber blieb Antar, der nicht nur von seinen Landsleuten vergöttert wird, sondern bei der Wahl zu Asiens Fußballer des Jahres hinter Mehdi Mahdavikia vom HSV und vor Vahid Hashemian vom VfL Bochum auf Platz zwei landete, die Erkenntnis nach dem 2:2-Unentschieden: „Das ist besser als nichts – immerhin haben wir gegen Dortmund gespielt.“
Diese Borussia füllt immer noch die gegnerischen Stadien und sorgt immer noch für Gefühlswallungen bei ihren Fans, doch der Lack ist ab, seit finanzielle Irrungen und sportliche Wirrungen einhergehen. Inzwischen hält sich der gelb-schwarze Anhang schon mit der Aussicht auf einen UI-Cup-Platz bei Laune. Und in Freiburg setzte Matthias Sammer mit seiner Anfangsformation ein Zeichen: Neben dem verletzten Mittelfeldstar Rosicky und dem gelb-gesperrten Abwehrchef Wörns verzichtete der Trainer freiwillig auf Jan Koller, die offensive Drehscheibe des Dortmunder Spiels. Selbst ein Altgedienter wie Lars Ricken war verblüfft: „Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann wir mal ohne ihn angefangen haben.“
Stattdessen wurde der 22-jährige Ewerthon von den 18- und 20-jährigen Odonkor und Gambino flankiert. Eine Zeitenwende wollte sich Sammer in diese Entscheidung nicht hineininterpretieren lassen. „Das hat nichts damit zu tun, dass Koller mich im Training falsch angeschaut hat“, sagt der Trainer, „manchmal passt es eben, manchmal passt es nicht.“ Aus dem Freiburger Auftritt („Die Jungen haben gerackert“) nahm Sammer jedenfalls „viele positive Aspekte“ mit nach Hause, auch wenn er den einen Punkt als „zu wenig für uns“ bewertete.
Dabei schwang noch der Ärger über den Freiburger Ausgleich (67. Minute) mit, als ein ungeschickter Körpereinsatz von Guy Demel gegen Alexander Iaschwili von Schiedsrichter Franz-Xaver Wack als elfmeterwürdig eingestuft wurde. Kein selbstverständlicher Pfiff, aber auch keine „Frechheit“, wie Sammer schimpfte. Eher eine „kleinliche Entscheidung“ (nochmals Sammer), von der sich Levan Zkitschwili nicht beeindrucken ließ. Zwar war BVB-Keeper Guillaume Warmuz noch mit den Fingerspitzen am Ball, der Schuss des Georgiers aber zu hart und präzise. Damit hatten die Freiburger einen Zähler mehr auf dem Konto, „den man am Ende noch ganz gut gebrauchen kann“, wie SC-Kapitän Richard Golz prognostizierte.
Den Freiburgern blieb jedenfalls größerer Frust erspart, der sich nach der einigermaßen überraschenden Wende eines nach dem Seitenwechsel bewegten Spiels angebahnt hatte. Erst glich der auf Dortmunder Seite herausragende Dede mit seinem ersten Saisontor unmittelbar vor der Pause aus, dann unterlief dem auf Freiburger Seite herausragenden Lars Hermel sein zweiter Treffer im 86. Bundesligaspiel – sein zweites Eigentor freilich. CHRISTOPH KIESLICH