: Zuhören und lernen
Zapatero verspricht „einen undramatischen Wandel“. Von der Bilderbuchkarriere eines sehr besonnenen Politikers
Im Jahr 2000, als José Luis Rodríguez Zapatero mit einer kleinen Gruppe von Vertrauten erfolgreich um den Vorsitz der sozialistischen PSOE kämpfte, kannte ihn kaum jemand. Nur vier Jahre später zieht er in den Regierungspalast Moncloa ein. „Ein Mann mit Baraka“ (arabisch für Glück), nennt ihn sein Vater.
Zapatero, der erste PSOE-Führer, der sich seine Sporen in der Nach-Franco-Zeit verdiente, verspricht einen ganz anderen Regierungsstil als den seines konservativen Vorgängers. Er will „zuhören und lernen“. – „Dialog mit allen politischen Kräften“ heißt die Zauberformel des Enkels eines republikanischen Offiziers im spanischen Bürgerkrieg. Warfen ihm in der Opposition viele seiner Parteigänger „mangelnden Biss“ vor, könnte ihm das beim Regieren mit einem Minderheitskabinett helfen.
Der 43-jährige Zapatero ist ein alter Hase in der Politik. Mit 19 wurde er in den Parteivorstand der PSOE in seiner nordspanischen Heimatprovinz León gewählt. 1986 zog er als jüngster Abgeordneter ins Parlament ein. Zwei Jahre später wurde der Verfassungsrechtler zum regionalen Generalsekretär. Seit 1997 gehört er dem Parteivorstand an.
In seinen Reden kopiert er den langjährigen Partei- und Regierungschef Felipe González. Gestik, Mimik, Satzaufbau – vieles erinnert an den Mann, der für Zapatero trotz der unzähligen Skandale, die die PSOE vor acht Jahren in die Opposition und in die Krise führten, „Vorbild“ ist.
„Ich war mit der Politik von Felipe immer einverstanden“, beteuert er häufig. Auf Demonstrationen ließ er sich erst dann blicken, als er die Opposition führte. Ob bei den Protesten gegen das schlechte Management des Tankerunglücks „Prestige“ oder bei den Märschen gegen den Irakkrieg – Zapatero war immer in der ersten Reihe zu sehen. Gleichzeitig versuchte er auf der Oppositionsbank eine ruhige Politik. Mehrmals unterzeichnete er Abkommen mit der Regierung Aznar, unter anderem für ein Vorgehen gegen die ETA.
REINER WANDLER