: Geheilt, erholt und runderneuert
Balaton: Ungarns große Badewanne bietet heilkräftiges Wasser und jede Menge Dienstleistungen, die gesund und schön machen
Der Zauber des Plattensees hat auch nach dem Zerfall des Kommunismus nicht nachgelassen. Mit einem umfangreichen Katalog an „verschiedensten Heilfaktoren“ wirbt das Ungarische Tourismusamt für seine gute Stube: Das Klima ist ausgeglichen, die Landschaft sehenswert, die Wassertemperatur angenehm, die Luft klar und staubfrei. Rund 130 anerkannte Thermalwasserquellen mit Heilwirkung gruppieren sich rund um den mit 596 Quadratkilometern größten Binnensee Mitteleuropas.
Vormals waren es verdiente Funktionäre aus der weniger sonnenbeschienenen DDR, die in den berühmten Kurbädern rund um die große Badewanne Balaton neue Kraft für den sozialistischen Aufbau tankten. Auch der gesundheitsbewusste Urlauber aus dem westlichen Ausland fühlte sich wohl in Schlammpackungen am Plattensee.
Doch die anspruchsvolle Badekultur rund um das „Ungarische Meer“, wie die Magyaren ihr Paradegewässer besangen, ist viel älter. Bereits unter den Römern galt das Plantschen in warmen ungarischen Quellen als wohltuend und gesundheitsfördernd. Das Geheimnis des Erfolgs der Region ist die Mischung aus Schwefel, Kohlensäure und Wasser. Dieses wundersame Gebräu hat die Kraft, den Kreislauf zu regulieren, Rheuma und Wirbelsäulenleiden zu lindern und Gliederkrankheiten entgegen zu wirken.
Im 18. Jahrhundert erkannte Graf Georg Festetics das Potenzial dessen, was beim Dorf Hévíz aus seiner Erde sprudelte und erschloss dies 1795 mit der Gründung des ersten Badehauses für Tourismus und Gesundheitswesen. Die ersten Kurhäuser wurden im Zuge gründerzeitlichen Aufbaus am Ufer des kleinen Hévízer Thermalsees hochgezogen. Die Quelle des Sees liegt 38 Meter unter der Erde und befördert ständig 38,5 Grad warmes anerkanntes Heilwasser zu Tage, das sich auch im Winter nicht unter 24 Grad abkühlt. Dieses Gebräu ist Grundsubstanz der berühmten Hévízer Heilkur, deren Wirkung bereits seit Jahrhunderten von Ärzten gepriesen wird.
Wärmegrad, chemische Zusammensetzung des Wassers, der Schlamm, das Radon, die Luft und das Klima sollen sich, so die therapeutische Erfahrung, besonders wohltuend auf den Bewegungsapparat sowie auf Nerven und Gefäße auswirken. Auch chronische Nerven- und Muskelentzündung, Stoffwechselerkrankungen und Schuppenflechte können durch Elektro- oder Magnetfeldtherapie behandelt werden. Kaum ein chronisches Leiden, dem man hier nicht durch Massagen, Schlammbäder, Heilgymnastik oder Kohlensäurebäder beikommen kann. Das Wasser aus Ungarns weltberühmten Thermalquellen speist landesweit 35 Heilbäder.
Die in den vergangenen Jahren etablierte Tourismusindustrie hat auch rund ums Ungarische Meer standardisierte Urlaubseinrichtungen westlichen Zuschnitts hervorgebracht. Längst dreht sich nicht mehr alles um den Quell der Gesundheit. Die Hotels, welche die rund 200 Kilometer lange Uferlinie des Balatons säumen, verfügen wie überall, wo es warm ist, über ausgedehnte Sport-, Funsport- und Schönheitszentren. Letzteres umfasst nicht nur Frisöre und Kosmetikstudios, Aromatherapie und Body-Wrapping. Auch tiefer greifende Optimierungsdienstleistungen wie Zahnersatz und Schönheitsoperationen werden in ungarischen Hotels höchst kostengünstig angeboten.
Derart erholt und runderneuert empfielt sich ein Spaziergang durch die Kulturlandschaft Balaton, die hier und dort noch einen Hauch kaiserlich-königlicher Herrlichkeit aussendet.
Im Februar 2004 wird Ungarn auf der Hamburger Tourismusmesse „Reisen, Freizeit, Caravan“ als Gast- und Partnerland vertreten sein und sich ganz im Sinne des dann anstehenden EU-Beitritts präsentieren.
christine keilholz