: mädchennotdienste auf dem prüfstand
Konferenz in der Sozialverwaltung
„Für junge Frauen ist es ungleich schwieriger, aus Krisen herauszukommen, als für laute oder auch leise Burschen.“ Sagt Sven Nachmann, stellvertretender Leiter des Landesjugendamtes, und wünscht sich für die Betreuung mädchenspezifischer Probleme eine „stabile Zukunft“. Doch auch hier, bei der geschlechtsspezifischen Jugendhilfe, will Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) sparen. Deshalb trafen sich gestern Jugendamt und freie Träger von mädchenspezifischen Betreuungsangeboten im Haus von Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS), um über die Zukunft der Projekte zu beraten. Alle betonten: Die Sparforderungen sind kaum zu erfüllen.
In Berlin gibt es zwei Anlaufstellen, in Kreuzberg und in Lichtenberg, die vom Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk sowie dem Verein Wildwasser betrieben werden. Insgesamt suchten dort im vergangenen Jahr 236 Mädchen Zuflucht vor häuslicher oder sexueller Gewalt. Im Schnitt blieben die Jugendlichen 2002 drei Wochen in der Obhut des Notdienstes. „Im ersten Halbjahr 2003 waren es dagegen nur noch knapp sieben Tage“, erklärt Barbara Schidzick-Arning, Leiterin des Lichtenberger Notdienstes. Das Problem dabei: „Bei dieser kurzen Verweildauer kann es nicht mehr den oft notwendigen Clearingprozess geben“, d. h. individuell nach Lösungen zu suchen. Das findet Jugendamtschef Nachmann zwar bedauerlich, aber in Zeiten knapper Kassen müsse man auf das wirklich Wesentliche zurückkommen, und für ihn bedeutet das auch: „Nicht jedes Mädchen braucht ein psychologisches Laboratorium.“ MH