Neue Frauen für Berlin

Die 3B-Tischtennisdamen verlieren in der Bundesliga gegen Busenbach. Ihr Manager bastelt schon an der hübschen Mannschaft für die nächste Saison

VON ANDREAS RÜTTENAUER

Ein keiner grauer Mann schleicht durch die Anton-Saefkow-Halle, während die Partie der Tischtennisbundesliga zwischen dem Tabellenführer TV Busenbach und 3B Berlin läuft. Er schüttelt den Kopf. Es läuft nicht gut. Schon die beiden Doppel zu Beginn gehen verloren. Schnell steht es 0:2, kurz später 1:6. Das Spiel ist verloren. Doch ein schlechtes Omen für das anstehende Finale um den Ettu-Pokal, so eine Art Uefa-Cup der Tischtennisspielerinnen, will Teambetreuer Rainer Lotsch darin nicht sehen. Obwohl der Gegner Ende April dort wieder Busenbach heißt. „Da werden wir in anderer Aufstellung spielen“, meint Clubvorstand Gert Walther kurz nach dem Spiel und sprach von der realistischen Chance, den Europacup zu gewinnen. Mal sehen.

Auch Lotsch zeigte sich optimistisch, obwohl seine griesgrämige Miene nur eine andere Interpretation zuließ. Irgendwie scheint es, als habe er mit dieser Saison bereits abgeschlossen. Er baut gerade eine neue Mannschaft für die nächste Spielzeit auf. Bei der WM in Katar hat er einen Coup gelandet und eine gewisse Song Ah Sim verpflichtet, die mit der Mannschaft Hongkongs den Vizeweltmeistertitel gewann. Gesehen hat er die Chinesin zwar noch nicht, aber der Ästhet weiß, dass sie „eine sehr, sehr hübsche Frau“ ist. Zudem ist bekannt, dass sie die Nummer 20 der Weltrangliste ist, Briefmarken sammelt und eine Angriffsspielerin ist, die in der Bundesliga nur schwer zu schlagen sein wird. Schon bald wird sie nach Lichtenberg ziehen, in das „Tischtennisquartier“ von 3B. In einem Wohnblock hat der Verein 14 Wohnungen angemietet, in denen Trainer, Betreuer und die Spielerinnen, die oftmals weit von ihrer Heimat entfernt leben, zusammen „quatschen und kochen“ können, wie Frauenkenner Lotsch meint.

Damit dürfte Song enger an den Verein gebunden sein als die andere Neuverpflichtung, die Deutschchinesin Boa Di. Die wohnt nämlich in Singen, ganz im Süden der Republik, und wird für die Heimspiele immer anreisen müssen. Doch das ist nichts Besonderes in der Bundesliga. Christina Fischer reiste über Jahre aus Kroppach an. Jetzt verlässt sie die Berliner, weil sie sich in ihrer Heimat stärker beruflich engagieren will. Die neue Pendlerin ist eine erfahrene Bundesligaspielerin, die bis zur Geburt ihres Kindes vor einem Jahr zur nationalen Spitze gerechnet werden konnte. „Es ist nicht gerade attraktiv, wie sie spielt“, beschreibt Lotsch ihre Spielweise, „dafür sieht sie sehr gut aus, das gleicht das dann ganz wieder aus.“ Ein Frauenkenner eben.

Auch Lotsch selbst denkt ans Aufhören. Bislang hat er den Alleinmanager gegeben. Jetzt will der 65-Jährige sich ein wenig zurückziehen. Rudi Stumper, Ehemann von Bao Di und ausgewiesener Tischtennisfachmann, soll ihn ebenso entlasten wie Irina Palina als zweite Trainerin. Die steht in dieser Saison noch hinter der Platte. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den beiden neuen Coachs befürchtet er indes nicht. Denn: „Rudi Stumper hat keine Probleme mit Frauen“, so Lotsch. In zwei Jahren will er den Stab endgültig weitergereicht haben. Dann kann er in aller Gemütsruhe den bildschönen Frauen bei der Ausübung ihres Sportes zusehen.