Zur Bildung nicht mehr in die Eifel

Die Stadt Köln will ihre traditionsreiche Freizeit- und Bildungseinrichtung Haus Adenau aufgeben – wegen der hohen Unterhaltskosten. Kritiker halten dies für „wenig kreativ“

Köln taz ■ „Offenbar will sich die Stadt von einem ungeliebten Kind trennen“, kommentiert verbittert Werner Lamberty die geplante Schließung der Freizeit- und Bildungsstätte in Adenau zur Jahresmitte. Lamberty ist ehemaliges Mitglied der Elterninitiative „Butterblume“, die über Jahre das in der Eifel gelegene städtische Freizeitangebot genutzt hat. „Das Haus hat Atmosphäre, so dass man sich gleich geborgen fühlt“, preist Lamberty die Qualität der Einrichtung. Die Bildungsstätte sei ein Aushängeschild für die Stadt. Jetzt handele die Stadt Köln panisch und verkaufe das Haus in Adenau, anstatt sich langfristig ein kostendeckendes, neues Konzept zur Erhaltung des Objektes zu überlegen, kritisiert der Unternehmer.

Im Rahmen der Haushaltssanierung hatte die Verwaltung bereits im Oktober vergangenen Jahres das endgültige Aus für das seit den 1920er Jahren im städtischen Besitz befindliche Haus beschlossen. Im Ausschuss für Allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen (AVR) wurde das Konzept vor einer Woche zur Abwicklung zustimmend zur Kenntnis genommen. Für 1,6 Millionen Euro steht das Eifeler Haus nun zum Verkauf. Der Erlös ist Teil der Sparquote des Sozialderzernats. Den acht städtischen Mitarbeitern sollen „adäquate Stellenangebote in Köln“ gemacht werden. Das Inventar des Hauses wird auf Einrichtungen für Obdachlose, Flüchtlinge und Aussiedler verteilt. In seiner Sitzung am kommenden Donnerstag entscheidet der Rat endgültig über die Abwicklung der städtischen Bildungseinrichtung.

„Der Beschluss ist nicht begrüßenswert“, bedauert die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kölner Rat, Barbara Moritz die Entscheidung. „Aber wir haben das sorgfältig abgewogen“, verteidigt sie die Sparmaßnahme gegenüber der taz. Sie diene der „Nichtkürzung“ in anderen Bereichen. Nach Angaben von Michael Schleicher, Leiter der Wohnversorgungsbetriebe, hat das Haus Adenau jährlich 250.000 Euro gekostet. Als soziale Einrichtung könne ein solches Haus aber auch nicht kostendeckend sein, so Schleicher.

Indes kritisiert auch Roland Schüler, Ex-Mitglied der Elterninitiative „Butterblume“, den Verkauf: „Hier werden einfach Ressourcen nach dem 08/15-Schema verschleudert. Am Ende ist das Geld und das Projekt weg.“ Dies sei wenig kreativ. Dagegen wehrt sich Michael Schleicher. Seit zwei Jahren habe die Verwaltung über eine alternative Nutzung verhandelt. Doch selbst ein Jugendherbergskonzept habe sich nicht realisieren lassen, da das alte Haus zu hohe Investitionen verschlingen würde. Unterdessen will Werner Lamberty bis zur Ratsentscheidung am Donnerstag noch Widerstand gegen das Aus für Adenau organisieren.Thomas Spolert