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Archiv-Artikel

Schüler lernen Springer lesen

Das Hamburger Abendblatt will allen 191 weiterführenden Schulen Zeitungsstellwände und Leseecken spendieren. Die Schulbehörde sieht darin keinen Verstoß gegen Sponsoren-Richtlinie

VON KAIJA KUTTER

Hamburgs Schulen können ohne das Hamburger Abendblatt nicht sein – diesen Eindruck erweckt das Blatt aus dem Hause Springer seit Ende November mit einer täglich erscheinenden Schulseite. Und damit die Schüler besser lesen lernen, wirbt die Zeitung seit Mittwoch in der ganzen Stadt in einer „Bildungsoffensive“ für „Paten“, die den Schulen ein Abo spendieren. Als Dreingabe spendet der Verlag Stellwände und Leseecken dazu.

Wie diese aussehen können, wurde in der Donnerstagsausgabe in drei Skizzen verdeutlicht. So streckt sich zum Beispiel unter einem dunkelgrünen Schild „Lesewand“ mit angedeutetem Zeitungslogo eine mehrere Meter lange Stellwand durch das Foyer einer Schule. Bevor die Kinder in den Unterricht gehen, flanieren sie an zwölf Seiten Abendblatt vorbei. Auf einer anderen Skizze lesen Schüler auf gemütlichen Sitzsäcken. So wie das darüber hängende Schild „Leseecke“ schimmern diese im markentypischen grün und weiß. Die Schulen sollen sich bei der Zeitung bewerben und sagen, welche Lese-Möbel sie wünschen.

„Es handelt sich um eine langfristige Aktion. Es kann sein, dass wir nach und nach alle 191 weiterführenden Schulen ausstatten“, sagt Silke Gladfeld, die beim Abendblatt die Abteilung Kooperation, Sonderwerbung, Marketing und Event leitet. „Es geht uns hier nicht ums Branding. Es wird nicht überall unser Logo draufstehen.“ Es könne aber sein, dass auf den Zeitungshaltern „Abendblatt“ stehe. Auch würde sie „lieber mit der Farbe Grün arbeiten als mit Rot“. Und ob auf den Schildern „Leseecke“ und „Lesewand“ der Zeitungsname stehe, wie auf den Skizzen angedeutet, sei noch offen.

Die Aktion soll die Schüler zum Lesen bringen, was nach der jüngsten Pisa-Studie dringend geboten sei. Gladfeld: „Es werden sicher in den Leseecken auch andere Medien ausliegen.“ Das zu gestatten, ist wohl auch nötig, um die Aktion mit der Sponsoren-Richtlinie für Schulen in Einklang zu bringen.

Eine Schule darf Spenden annehmen, sofern nicht der Erziehungs- und Bildungsauftrag gefährdet ist. In der Richtlinie steht: „Rechte Dritter (etwa von Konkurrenten im Wettbewerb) müssen beachtet werden.“ Auch ist die „Bereitstellung von Werbeflächen (Plakatwände, Werbesäulen) oder sonstigen Werbemöglichkeiten für Zwecke der Produktwerbung“ unzulässig.

In der Bildungsbehörde, deren Chefin Christa Goetsch die Paten-Abo-Aktion lobte, wusste man am Donnerstagmorgen noch nichts von den geplanten Stellwänden, begrüßte aber die Aktion: „Die Sache stimmt mit der Sponsorrichtlinie überein“, sagt Sprecherin Annegret Witt-Barthel. „Zeitungen in den Schulalltag zu bringen, unterstützt den Bildungsauftrag sehr.“ Es wäre wünschenswert, wenn auch andere Publikationen dort zu lesen wären. Einklagen können sich andere Zeitungen oder Verlage aber nicht, denn darüber entscheidet die einzelne Schule. Witt-Barthel: „Die Schulen sind sehr gut in der Lage, zu sagen, was sie auslegen möchten und was nicht.“