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Archiv-Artikel

Bewegung im Walfang-Streit

Vor der Walfang-Konferenz schlägt Schweden Zulassung küstennahen Walfangs vor. Im Gegenzug sollen „wissenschaftlicher“ Walfang und Fleischexport verboten, Schutzzonen und Regeln für „ethisch verantwortungsvollen“ Fang eingeführt werden

aus Stockholm REINHARD WOLFF

In die seit mehr als zehn Jahren festgefahrenen Fronten in der Internationalen Walfangkommission (IWC) scheint Bewegung zu kommen. Vor der im Juni in Berlin stattfindenden IWC-Jahresversammlung arbeitet die schwedische Regierung an einem Kompromissversuch, der das seit 1986 geltende absolute Walfangmoratorium teilweise aufheben würde. Neben den bereits jetzt bestehenden Ausnahmen für den „kulturellen“ Walfang von Ureinwohnern soll auch ein begrenzter küstennaher Walfang zugelassen werden. Gleichzeitig sollen in den Ozeanen große Fangverbotszonen eingerichtet und der Walfang im Einzelnen von der IWC besser reguliert und kontrolliert werden.

Hinter der schwedischen Initiative steckt die Befürchtung, dass eine fortgesetzte Konfrontation zwischen Walfangnationen wie Japan und Island und der Noch-Mehrheit mittelfristig dem Schutz der Wale zuwiderlaufen könnte. Japan versucht seit einigen Jahren ganz offen auch mit dem Versprechen von Wirtschaftshilfe, vor allem kleinere Inselstaaten auf seine Linie zu bringen und fangfreundliche IWC-Neumitglieder einzuschleusen. Tokio verteidigt sich dabei mit dem Hinweis auf ein ähnliches Vorgehen der Walfanggegner, die mit Stimmenkauf und der Aufnahme von nur an Walschutz interessierten Ländern vor 18 Jahren das Walfangmoratorium durchgesetzt hätten. Mit der Wiederaufnahme des 1992 ausgetretenen Island in die IWC im letzten Jahr hat sich das Kräfteverhältnis weiterverschoben. Es könnte deshalb eine Frage der Zeit sein, bis Japan das Moratorium kippen und einen womöglich ungeregelten kommerziellen Walfang beginnen kann.

Die Zulassung küstennahen Walfangs könnte auch für Norwegen interessant sein, das sich seit zehn Jahren offen dem IWC-Moratorium widersetzt und jährlich zwischen 500 und 700 Zwergwale fängt. Dieser Fang geschieht nahezu ausschließlich in küstennahen Gewässern und könnte damit legalisiert werden.

Außer der Einrichtung von umfassenden Walschutzzonen will Schweden weitere Regulierungen vorschlagen. So sollen Kriterien für „ethisch verantwortungsvolle“ Fangmethoden festgelegt werden und Kontrolleure des IWC auf den Fangschiffen deren Einhaltung überwachen. Auch soll der „wissenschaftliche Walfang“, unter dessen Deckmantel Japan derzeit Wale fängt, verboten werden. Forschung könne an lebenden Walen unter Aufsicht des IWC stattfinden. Außerdem möchte Schweden den Export von Walfleisch verbieten, was beispielsweise dem norwegischen Walfang – Oslo hatte im Januar letzten Jahres den Export des im Inland kaum abzusetzenden Walfleisches nach Japan erlaubt – schnell den kommerziellen Anreiz entziehen würde.