: Gemaltes Licht
Strategien des „Sich-Zeigens“: Flüchtlingskinder des Kunsttherapeutischen Ateliers zeigen ihre Arbeiten im Kulturhaus Eppendorf. Manche von ihnen haben nun einen neuen Lebenstraum: Sie wollen Künstler werden
Kann Licht gemalt werden? Für Ada*, eine der Künstlerinnen, deren Werke in der Ausstellung Übersetzen gezeigt werden, erübrigt sich die Frage: „Ich habe Lila und Grün gemischt und ein bisschen Weiß. Und dann habe ich Aquarellpapier genommen und darauf gemalt. Das ist dann Licht.“ Ada* ist eines der Mächen, die vom Kunsttherapeutischen Atelier für Flüchtlingskinder betreut werden. Seit gestern sind ausgewählte Exponate von ihr und 13 weiteren Kindern und Jugendlichen im Kulturhaus Eppendorf zu sehen.
Das Kunsttherapeutische Atelier versteht sich als begleitendes Therapieangebot für Kinder, die unter anderem im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf behandelt werden. Manche sind gemeinsam mit ihrer Familie, andere ganz allein vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland geflohen. Doch in der vermeintlich neuen Heimat finden sie oft Lebensumstände vor, die belastend sind. Konfrontiert mit der möglichen Abschiebung, engen und überfüllten Wohnungen und mangelnden Zukunftsperspektiven bekommen sie Ausgrenzung und schulische Sanktionen zu spüren. Dazu kommt eine durch Existenznöte, Verlust und Trauer geprägte Familiensituation.
Das therapeutische Atelier soll ihnen die Möglichkeit geben, ihre Sorgen und Probleme, aber auch Hoffnungen und Wünsche in einem geschützten Raum zu äußern und zu bearbeiten. Die Ausstellung will Vorstellungswelten der Kinder und Jugendlichen verständlich machen, für die wiederum das Projekt mehr sein soll als bloße Kunsttherapie. „Für uns Betreuerinnen ist die Frage wichtig, wie die Kinder mit der Idee umgehen, in die Öffentlichkeit zu treten. Wir verstehen die Ausstellung vorrangig als einen Prozess, in dem die Kinder und Jugendlichen Strategien des ,Sich-Zeigens‘ entwickeln“, erklärt Bettina Dosch, die gemeinsam mit Monica Blotevogel Ausstellende und Ausstellung betreut.
Die Mädchen im Atelier vor Ort freuen sich auf die BesucherInnen. „Das ist toll, wenn viele Gäste kommen!“, sagen sie. Für sie ist künstlerisches Arbeiten zu einer wichtigen Ausdrucksform geworden, die sie nicht missen wollen. ,,Ich möchte im Penny arbeiten. Und ich möchte Künstlerin sein, und wenn ich fertig bin mit Kunstmachen, dann gehe ich Leute besuchen!“ erklärt Elsa* ihr derzeitiges Lebensziel. Damit sie es erreicht, ist das Atelier eine wichtige Hilfe. Doro Wiese
* Name geändert
„Übersetzen“: bis 16. 4. im Kulturhaus Eppendorf, Martinistr. 40