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Archiv-Artikel

Realität neben der Wirklichkeit

Der Kabarettist Bruno Jonas gastiert am 1. April in Köln. Seine Bühnenshow „Nicht wirklich – nicht ganz da“ kreist um die Inhaltslosigkeit einer Pseudo-Reformpolitik, die nur noch „kommuniziert“

Interview Sebastian Sedlmayr

taz: Herr Jonas, Köln ist mit Ausnahme von Erfurt das einzige Gastspiel nördlich des Mains. Was zieht Sie hierher?

Bruno Jonas: Ich bin häufig außerhalb Bayerns unterwegs. Mit dem Auftritt in Köln ist meine Gastspielreise auch nicht unbedingt abgeschlossen. Vielleicht spiele ich im Herbst sogar mal in Hamburg.

Verstehen die Rheinländer denn überhaupt den bayerischen Witz?

Wo starker Dialekt gesprochen wird, haben die Leute mit dem Bayerischen nur ganz kleine Schwierigkeiten. Natürlich muss ich ein paar Ausdrücke so vortragen, dass sie das Kölner Publikum versteht. Im übrigen bekommen wir im Fernsehen ja auch massig Kölsch gesendet. Da verstehe ich auch vieles nicht, kriege aber alles mit.

Gibt es für Köln ein spezielles Programm?

Nein, es gibt kein spezielles Programm für Köln. Ich spiele einen Anlageberater, der einen Freund übers Ohr gehauen hat. Das ist die Spielebene. Auf dieser Ebene kann die Hauptfigur dann kommentierende Ausflüge in die aktuelle Politik machen.

„Nicht wirklich – nicht ganz da“ ist der Titel ihres Soloprogramms. Worauf bezieht sich das? Schicken Sie etwa ein Double auf die Bühne?

Das wäre eine Überlegung wert, dann müsste ich nicht alles selbst spielen. Nein, ich komme schon selbst auf die Bühne. Der Titel verweist auf eine Realität neben der Wirklichkeit. Von unserer hochqualifizierten Regierung in Berlin kommen täglich neue Vorschläge zur Gesundheits-, zur Rentenpolitik. Da frage ich mich schon, ob sie das, was sie morgen sagt, nicht übermorgen wieder über den Haufen wirft. Der Titel bezieht sich auf die Situation der Wahrnehmung solcher „Politikangebote“, die heute „kommuniziert“ werden. Da muss man fragen, ob es sich nur um Kommunikation handelt oder ob damit auch inhaltlich noch etwas verbunden ist.

Das Polittheater als surreale Groteske?

Es kann einem durchaus so vorkommen.

Gibt es dann überhaupt noch etwas, worüber man sich aufregen kann, wenn das Politgeschehen surreal ist?

Ich rege mich eher über Dinge auf, die mich ganz persönlich angehen, beispielsweise wenn einer vor der Einfahrt steht und ich mit dem Auto nicht reinfahren kann. Oder wenn ich keinen Parkplatz bekomme.

Bruno Jonas: „Nicht wirklich – nicht ganz da“, Limelight, 1. April, 20 Uhr, Tel. 01805/587842