baldin zum sammeln
: Im Schatten des Bernsteinzimmers

Das ist echtes Sammlerglück! Schon schien sie endgültig verschollen, die so genannte Baldin-Sammlung, die ja in Wirklichkeit weder Sammlung noch bald in Bremen ist, wo sie, als im Zweiten Weltkrieg ausgelagerter ehemaliger Hauptbestandteil der Kunsthalle ja eigentlich hin gehört. Und die, wohlgemerkt keinesfalls als Beutekunst gelten darf. Besorgnis erregend war die Meldungsfrequenz abgestürzt, von 100 pro Monat auf null und nix. Und dann: Die trouvaille, verborgen unter ausufernder Berichterstatterei über ein schnödes Remake des Bernsteinzimmers.

(Das ist, Wermutstropfen, genau genommen eine Schande: Wo setzen bloß die Presseagenturen ihre Prioritäten! Denn immerhin handelt es sich beim Kunsthallenschatz um über 360 Originale, darunter das Selbstporträt des Künstlergottes als alternder Schmerzensmann, das selbst normale Konversationslexika unter dem Lemma Dürer als Referenzwerk aufzählen. Um echte Kunst also, und nicht um eine disneygetreu-nachfabrizierte Preziose, deren Urbild ohnehin erst durch ihr rätselhaftes Verschwinden übers Kunsthandwerkliche hinaus interessiert: Ignoranten!)

Doch immerhin, Staatsrätin Kerstin Kießler rettete die Situation. Während der Präsentation des 1003. Buches über die Kammer aus petrifiziertem Harz nämlich, und in Anwesenheit des einstigen Bundespräsidenten Walter Scheel sagte die derzeitige Beauftragte Bremens beim Bund bezüglich des Baldin-Konvoluts:„ Es geht immer langsamer als man denkt.“ „Aber,“ ergänzte sie ihren ahnungsschwangeren Satz beruhigend, „aber wir sind guter Hoffnung.“ Schön, das zu hören. bes