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Archiv-Artikel

Neue Bewohner, in NRW dringend gesucht

Familien und Ausländer sollen vom neuen Städtebauprogramm profitieren, kündigte Bauminister Vesper gestern an

DÜSSELDORF taz ■ Die nordrhein-westfälischen Städte sollen zukünftig für Kinder und Ausländer attraktiver werden. Dies ist der Wunsch von Städtebauminister Michael Vesper (Grüne), der gestern sein Stadt- Erneuerungsprogramm 2004 vorstellte. So genannte Ausländer-Ghettos sollen durch eine stärkere soziale Mischung Einheimischer und Zugewanderter aufgebrochen werden. Insgesamt sollen mit 177 Millionen Euro 306 Projekte gefördert werden, darunter 74 neue. Mit dem Geld sollen auch brachliegende Flächen und Bahnhöfe reaktiviert werden.

„Der Kampf um junge Familien hat begonnen“, sagte Vesper. Wer die Stadtflucht stoppen wolle, müsse jungen Familien nicht nur attraktive Arbeitsplätze, sondern auch ein lebenswertes Umfeld bieten. Dazu gehörten neben familiengerechten, bezahlbaren Wohnungen auch entsprechende Freizeit-Angebote in gepflegten Parks, Jugendtreffs und auf modernen Kinderspielplätzen. Mit dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ soll 47 Stadtteilen zwischen Rhein und Weser mit besonderem Erneuerungsbedarf unter die Arme gegriffen werden.

Grundsätzlich müssen die Kommunen noch 20 bis 50 Prozent der Fördermittel auffüllen. Und da liegt das Problem: Wenn die Haushaltslage der Kommunen eine durchgehende Eigenleistung ausschließt, sind viele Initiativen vor Ort blockiert. „Wir brauchen Verlässlichkeit“, sagt Georg Thomalla, Schulleiter der Hauptschule Köln-Kalk. Die Fördermittel für das Schülercafé laufen nun aus und Thomalla versucht sich durch den Dschungel der unterschiedlichsten neuen Fördertöpfe einen Weg zu bahnen. „Unsere Situation wird nicht besser“, sagt Thomalla. Dabei fordert Vesper gerade das nachhaltige Engagement der Menschen vor Ort. „Stadt machen ist die Aufgabe aller Bürger und aller Kräfte die in einer Stadt aktiv sind“. Beispielhaft nannte er die Immanuelkirche in Wuppertal, für die sich private Initiativen engagieren.

Auch in diesem Jahr will das Land alte Industriebrachen nutzen. Köln will im Stadtteil Mülheim alte Brachen zu Wohn- und Freizeiträumen umgestalten, darüber hinaus fördert das Ministerium zum Beispiel das Zechengelände Anna in Alsdorf und Königsborn in Bönen, den Schlosspark Benrath, das Stadttheater in Bielefeld. Im Ruhrgebiet sollen die Zeche Zollverein wie die Stadtteile Duisburg-Hochfeld und Gelsenkirchen-Bismarck unterstützt werden.

VOLKER LANGENBACH