: Polen . . . und tschüß
Während sich die EU gen Osten erweitert, zieht sich Bremen zurück & schließt das Danziger Handelskontor
Bremen taz ■ Groß gehandelt und am 1. Mai groß gefeiert: die Osterweiterung der EU. Alle wollen mitmachen. Und daran verdienen. Hierzu bedarf es guter Kontakte. Die hat Bremen besonders zum städtepartnerschaftlich verbundenen Danzig. Seit August 1990 finanziert Bremen dort in allerfeinster Lage ein Handelskontor, das von Alojzy Boncza-Tomaszewski geleitet wird. Wurde. Seit vorgestern ist es offiziell geschlossen. Im vergangenen Herbst wurde dies von der Wirtschaftsdeputation auf Vorschlag der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) beschlossen.
Und das zu einer Zeit, in der Wirtschafts- und Kultursenator Hartmut Perschau (CDU) gerade die Kooperation Bremen-Danzig in Sachen Kulturhauptstadtbewerbung fördert. Eine Idee, die von polnischer Seite dankend aufgegriffen wurde: Danzig will sich jetzt für Ausrichtung 2016 bewerben.
Das Aus für das Danziger Handelskontor begründet BIG-Sprecher Lutz Ruminski mit dem Ergebnis einer „Effektivitätsprüfung“. Dabei sei festgestellt worden, dass Bremens polnische Auslandsvertretung kaum Firmen für eine Umsiedlung nach oder Niederlassungsgründung in Bremen habe gewinnen können. Vielmehr würden Bremer Firmen nach Polen umsiedeln oder Arbeitsbereiche dorthin auslagern. Das wolle man ja nicht noch mit Steuergeldern für ein Handelskontor unterstützen.
Ebenfalls aus „Effektivitätsgründen“ wurden Bremens Repräsentanzen in Taiwan und Südkorea geschlossen. Laut Ruminski setzt die BIG auf die Märkte in den USA, in China und Indien, behält also die Außenhandelskontore in New York, Shanghai und Dehli bei. In London und Südkorea arbeite man noch projektorientiert mit festen Partnern.
Die Entscheidung gegen Danzig kritisiert Bremens Europawahl-Kandidatin der Grünen, Helga Trüpel, als „falsches Signal“ für die EU-Osterweiterung. Während Bremen sich zurückziehe, würden Schleswig-Holstein und Bayern dort gerade Kontaktbüros eröffnen. Andererseits: Bremens Mann in Danzig ist noch in Danzig. Tomaszewski wurde zwar in Rente geschickt, durfte aber auch eine eigene Firma gründen und einen Beratervertrag mit der Bremen Marketing GmbH abschließen. fis