Wieder Fall von „Geburtstagsprügel“

Niedersachsens Ex-Justizsenator Pfeiffer macht für Prügelrituale an niedersächsischer Schule „Machokultur“ türkischer Jugendlicher verantwortlich

dpa ■ Nach einer Serie von Gewalt-Exzessen an einer Schule in Stadthagen (Kreis Schaumburg) hat ein Schüler erneut „Geburtstagsprügel“ bezogen. Eine Gruppe türkischer Jugendlicher attackierte den 16-Jährigen nach Polizeiangaben am vergangenen Mittwoch auf dem Hof der Haupt- und Realschule. Das Opfer hatte am Vortag Geburtstag gefeiert. Im vergangenen Jahr hatten Polizei und Staatsanwaltschaft gegen dutzende Jugendliche an der Schule ermittelt. Sie hatten Mitschüler stets an ihren Geburtstagen mit Gewalt traktiert. Einige von ihnen sollen bei der jüngsten Prügel-Attacke wieder dabei gewesen sein.

„Ich bin entsetzt“, sagte Schulleiter Rudolf Krewer zu dem Gewaltausbruch. „Das geht nicht in meinen Kopf rein, dass diesmal wieder Täter dabei waren, die vor einem Jahr schon vor Gericht gestanden haben.“ Einer der beteiligten 15- und 16-Jährigen habe 36 Stunden soziales Training hinter sich. Nach Polizeiangaben haben mindestens fünf Angreifer ihr Opfer zu Boden geworfen und auf es eingetreten.

Der Schulleiter betonte, dass sich diesmal Zeugen gemeldet hätten – obwohl sie von ihren Mitschülern wieder massiv unter Druck gesetzt wurden. „Das ist genau richtig gelaufen“, sagte dazu der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstitutes (KFN), Christian Pfeiffer, in Hannover. Der ehemalige Justizminister reagierte auf den neuen Angriff nicht überrascht: „Es wäre ein Wunder gewesen, wenn es keine mehr gegeben hätte.“ Die Prügel-Rituale entstammten der „Macho-Kultur“ türkischer Täter.

Nach Auskunft von Schulleiter Krewer werden die Wiederholungstäter von der Schule verwiesen. Die Polizei ermittelt gegen die Angreifer wegen gefährlicher Körperverletzung.

Seit den Ermittlungen im vergangenen Jahr seien an der Schule sehr viele erzieherische Maßnahmen ergriffen worden, sagte Krewer. Für die Schüler der siebten und achten Klassen gebe es zweitägige Sozialtrainings. Außerdem seien 15 Lehrer, auch von anderen Schulen, zu Streitschlichtern ausgebildet worden. Am 21. Mai vergangenen Jahres waren die „Geburtstagsprügel“ erstmals angezeigt worden.