: Schlüssel im europäischen Binnenwasser
Brückenschlag über den Fehmarn-Belt zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark rückt näher. Grundsatzbeschluss soll im Juni erfolgen. Kooperationen im westlichen Ostseeraum zwischen Hamburg, Kopenhagen und Malmö werden noch weiter vertieft
von sven-michael veit
Der Bau einer Brücke über den Fehmarn-Belt wird wahrscheinlicher. Einen „Grundsatzbeschluss“ im Laufe des Juni kündigte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Rohwer (SPD) gestern im Hamburger Rathaus auf der Abschlusskonferenz „String II“ (South-Western Baltic Sea TransRegional Area – Implementing New Geography) an. In diesem Projekt bündeln mehr als 50 Partner aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Dänemark und der südlichsten schwedischen Provinz Schonen seit fünf Jahren ihre Kooperationen. Die feste Querung zwischen der deutschen Insel Fehmarn und der dänischen Insel Lolland gilt dafür allen Beteiligten als „Schlüsselprojekt“.
Der seit Jahren diskutierte Brückenschlag über die etwa 20 Kilometer breite Meeresenge werde in Kürze von der EU-Kommission als „prioritäres Projekt“ anerkannt werden, verkündete Rohwer. Damit verbunden sei eine Beteiligung an den Baukosten von etwa 20 Prozent. Der Rest des auf 5,2 Milliarden Euro geschätzten Investitionsvolumens soll privat finanziert und durch Staatsgarantien abgesichert werden.
Daran habe es „bislang geklemmt“, so Rohwer, weil das Bundesfinanzministerium wie auch der dänische Staat das Votum der EU abwarten. Danach aber sei „der Weg frei für ein wegweisendes Projekt in Europa“, wie auch der dänische Landrat Jørgen Holm schwärmte. Und Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) sieht bereits Hochgeschwindigkeitszüge „zwischen den Metropolen Hamburg, Kopenhagen und Stockholm pendeln“.
Die mautpflichtige Querung des Fehmarn-Belt soll als Tunnel oder als Brücke nach dem Vorbild der innerdänischen Brücke über den Großen Belt den ungehinderten Verkehrsfluss zwischen Sizilien und dem Nordkap ermöglichen. Gutachten gehen von einer Steigerung des Auto- und Zugverkehrs um bis zu 25 Prozent binnen weniger Jahre aus.
Unter den etwa 80 KonferenzteilnehmerInnen aus drei Staaten herrschte Konsens darüber, dass dies „das Kernstück“ im Zusammenwachsen der Region westliche Ostsee sei. Durch die Osterweiterung der EU zum 1. Mai um Polen und die drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland werde die Ostsee zum „europäischen Binnenmeer“. Enorme Zuwachsraten in Wirtschaft, Logistik und Transport seien dann zu bewältigen, und die Schlüsselfunktion komme dabei dem Raum am Westrand zu. Hamburg als „Drehscheibe“ im Schiffs- und Warenverkehr und Kopenhagen als „Luftkreuz Nordeuropas“ gelten dabei als „Lokomotiven“, in deren Gefolge die gesamte Region mit ihren etwa 14 Millionen EinwohnerInnen „zum Boom-Zentrum in Europa“ werden müsse.
Im Mittelpunkt stehen dabei zudem Tourismus, Wissenschaft, Kultur und Life Science. Die Vernetzung aller Hochschulen zu einem „Baltic Sea Virtual Campus“ gehört zu den „Leuchtturm-Projekten“, die bereits angelaufen sind. Ab Herbst soll hier ein Master-Studiengang „Transnationales Management“ angeboten werden, noch in diesem Jahr wollen der NDR sowie ein dänischer und ein schwedischer TV-Sender ein dreisprachiges Ostsee-Magazin starten.
Dutzende weiterer Projekte sowie die gemeinsame weltweite Touristenwerbung sind in Planung, konkrete trilaterale Kooperationen sollen in den nächsten drei Jahren vereinbart werden. Grundlage dafür ist eine verabschiedete Resolution zur Einsetzung des Nachfolgeprozesses „String III“. Wenn dieser im Jahr 2007 abgeschlossen sein wird, soll er den Untertitel des Projektes bereits weitgehend verwirklicht haben: eine „neue Geographie“ für den südwestlichen Ostseeraum.