Gartenzwerge als Kulturtransfer

Auf dem Freigelände der Kulturbrauerei findet das Rahmenprogramm von Terra Polska statt, der „Polenmarkt“. Mit dabei ist auch die „Słubfurt Tourist Information“. Einer Reise an die Grenze steht nun nichts mehr im Wege

Kein Zweifel, Teodor Gieruć ist ein „Słubfurter“. Wenn er auf dem Basar des vormals polnischen Städtchens Słubice vor seinen Gartenzwergen steht, sagt er Sätze wie diesen: „Wenn ich es recht bedenke, geht es mir beim Verkauf der Gartenzwerge gar nicht um den Gewinn. Er ist ein Beitrag zur Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen.“

Teodor Gieruć, der Schalk unter den Basarhändlern, kommt nun nach Berlin. Auf dem „Polenmarkt“, dem Open-Air-Bereich des Festivals „Terra Polska“, wird er seine Gartenzwerge ausstellen und auch seine Ansichten zum Stand der deutsch-polnischen Beziehungen in Słubfurt.

Falls dann immer noch Fragen offen bleiben, zum Beispiel die, was das eigentlich ist, Słubfurt, kann mn es auch bei der „Słubfurt Tourist Information“ versuchen. Dort wird Michael Kurzwelly Dienst tun, und das Städtchen, das einmal seine Erfindung war, vermarkten. Er wird erzählen, dass Słubfurt keineswegs eine Collage aus den Städten Frankfurt und Słubice sei, sondern der Zusammenschluss von Słub auf dem östlichen und Furt auf dem westlichen Ufer der Oder, ganz so, wie sich an der Donau einst Buda und Pest zusammengetan haben.

Im Bus seiner Tourist Information hat Kurzwelly aber auch allerlei Informationsmaterial mitgebracht. Nicht nur Postkarten aus der sonderbaren Stadt an der Grenze, sondern auch einen Dokumentarfilm. Einer seiner Helden: Krzysztof Wojciechowski. Wojciechowski, zu Vor-Słubfurter Zeiten einmal der Direktor des Collegium Polonicum in Słubice, ist inzwischen Inhaber des Lehrstuhls für manipulative Sozialtechniken. Als solcher klärt er in Kurzwellys Film auf über den interkulturellen Alltag an der Oder.

„Um die andere Seite besser zu verstehen“, fordert Wojciechowski, „muss in der Schule Tanzunterrricht Pflichtfach werden. Schüler aus Furt lernen so die Tänze der Bewohner von Słub und umgekehrt.“ Das Problem sei nur: Während die Słuber Tänze Polonaise, Mazurek und Oberek in aller Beine sind, fehlt es an einer gelebten Tradition des Tanzes auf der Furter Seite. Nicht immer ist das Zusammenwachsen so einfach wie beim Verkauf von Gartenzwergen.

Neugierig geworden? Die „Słubfurt Tourist Information“ würde ihrem Namen keine Ehre machen, hätte sie nicht auch spezielle „Welcome Packages“ im Angebot. Wer das Zuhause von Teodor Gieruć, Michael Kurzwelly und Krzysztof Wojciechowski kennen lernen möchte, der hat die Wahl zwischen folgenden Buchungen: einem Erlebnisworkshop unter dem Titel „How to get no job“ und Sandsackfüllen in den Oderauen als Hochwasser-Workout. Und den druckfrischen Reiseführer von Słubfurt gibt’s gratis obendrein dazu. UWE RADA