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Die Struktur des Chaos Computer ClubsZurückhaltender Vorstand

Eine Satzung, die regionalen Gliederungen, die Sprecher und der Vorstand. Der CCC ist ein Verein, wie er im Buche steht.

Tüfteln am Rechner: So stellt man sich den CCCler vor. (Aufnahme vom CCC-Jahreskongress 2010) Bild: reuters

BERLIN taz | Der Chaos Computer Club ist in seiner Grundstruktur ein deutscher Verein, wie er im Buche steht: Er hat eine Satzung, einen Vorstand, eine Vereinszeitschrift sowie lokale Vereinigungen wie den Chaos Computer Club Berlin (CCCB). Mitglieder dieser regionalen Vereine sind im Regelfall automatisch auch Mitglied im CCC e.V., Daniel Domscheit-Berg ist Mitglied im Berliner CCC.

Zu den Regionalvereinen kommt eine Vielzahl sogenannter Erfas, Erfahrungsaustauschkreise, die als lose Zusammenschlüsse der lokalen Szene betrieben werden. Außerdem betreibt der CCC die CCC Veranstaltungs GmbH, die für die Großveranstaltungen des Clubs zuständig ist, den jährlichen Chaos Communication Congress und das alle vier Jahre stattfindende Chaos Communication Camp.

Zudem gibt es in ihrem Umfeld die nach dem CCC-Mitgründer, Hacker und früheren taz-Kolumnisten Herwart "Wau" Holland-Moritz benannte Wau-Holland-Stiftung in Guxhagen. Öffentlich tritt der Verein nur selten durch seinen Vorstand auf: Im Rampenlicht stehen normalerweise zwei der ehrenamtlichen Sprecher des CCC, Frank Rieger und Constanze Kurz. Rieger bezeichnete die aktuellen Vorkommnisse um den Vereinsausschluss Daniel Domscheit-Bergs auf Twitter als "unsouveränen Beschluss".

Der Vorstand des Vereins besteht vorwiegend aus "Alt-CCClern": Andy Müller-Maguhn ist seit Mitte der 1980er im Club aktiv und war einst Mitglied der von Internetnutzern gewählten Vertretung bei der Internet-Namensverwaltung ICANN (ICANN-at-Large). Peter Franck, 47 Jahre alt, stammt aus dem Hamburger CCC-Umfeld. Er ist von Beruf Computerforensiker - so etwas wie ein Festplattensanitäter - und war 2002/2003 für die Vereinten Nationen als Experte im Irak, um auf der Suche nach Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen Datenspeicher zu durchforsten.

Dirk Große-Allermann ist Geschäftsführer eines EDV-Beratungsunternehmens und Schatzmeister. Komplettiert wird der Vorstand durch den für die "Erfahrungsaustauschkreise" zuständigen Bamberger Romanistikprofessor Martin Haase. Laut Satzung kann der Vorstand Mitglieder aus dem CCC ausschließen – allerdings nicht aus den regionalen Vereinen und nur, solange diese nicht widersprechen.

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4 Kommentare

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  • M
    Moritz

    Dem Kommentar von Jochen Neumann ist nur hinzuzufügen, dass Formulierungen wie „So tickt der CCC“, wie er in der gedruckten taz zu Beginn dieses Artikels erschien, bisher in Bravo, Bild und Bunte bestens aufgehoben war (ebenso wie das immer häufiger bemühte „So ist xy WIRKLICH (die echte Wahrheit haben WIR!)“).

  • AH
    Andreas H.

    Den Beruf Computerforensiker als Festplattensanitäter zu bezeichnen ist nicht wirklich gut durchdacht.

     

    Schon kurz darauf heißt es, dass Datenspeicher nach Hinweisen zu Massenvernichtungswaffen durchsucht werden, was bedeuten würde: Der Sanitäter untersucht seine Patienten nach Inhalten, genauer gesagt sucht er Drogen und Waffen, die geschmuggelt werden.

     

    Ein Sanitäter sollte aber ein Helfer in der Not sein. Das kann so ein Computerforensiker durchaus sein, aber nicht aufgrund der beruflichen Bezeichnungen, sondern dem Wissen, was er bezüglich der Rechnertechnik besitzt. Und wenn man den Beruf des Forensikers kennt, dann macht der Computerforensiker genau das, was der typische Forensiker ebenfalls als Berufsbezeichnung hergibt... nur eben mit Computern.

  • D
    Dylan

    Der letzte Satz ist widersprüchlich.

    Entweder kann der Vorstand keine Mitglieder aus Regional-CCCs ausschließen ODER nur, wenn diese nicht widersprechen.

     

    Wer eigentlich? Der Vorstand der Regional-CCCs?

  • JN
    Jochen Neumann

    Liebe Taz,

    der Zeitpunt die Füsse stillzuhalten ist genau jetzt.

    Ihr als "Kooperationspartner" für das zweifelhafte OpenLeaks Konzept solltet doch bitte erkennen können,das ein hauen und stechen ala Spriger Verlag zu nichts gutem führen kann.

    Herr Domscheit-Berg hat jetzt die Gelegenheit uns alle von den Qualitäten seines neuen Whisteleblower Projektes zu überzeugen.

    Das schon fast ans lächerlich grenzende Eindreschen auf den ccc zeugt für mich von einem fall gekränkter Eitelkeit, seitens der zuständigen Menschen in der TAZ Redaktion, da berechtigte Zweifel am Gesamtkonzept Openleaks vorhanden sind.

    Liebe Redaktion der TAZ :"bitte wartet auf echte Infos bevor Ihr WOLF WOLF WOLF ruft"