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Archiv-Artikel

Christian Füller über Hochschulen

Rückwärts gewandtes Zukunftsministerium

Das Zukunftsministerium Ost hat den neuen Studiengang von Uni und FH Potsdam verboten, in dem Großmütter und Enkelsöhne gemeinsam lernen und forschen sollten

Weiter rückwärts gewandt kann eine Entscheidung nicht sein. Ausgerechnet das Zukunftsministerium des Bundeslandes Ost hat einen Studiengang per Eildekret verboten, den Fachhochschule und Universität Potsdam gemeinsam eingerichtet haben – das Generationenprogramm. Dieser Rückfall ins kultusbürokratische Kujonieren des Wissenssektors ist kaum noch nachzuvollziehen.

Die Gerichte werden diese altpreußische Ministerialanweisung hoffentlich zurücknehmen. Die Hochschulen sind längst autonom in Personalberufung und Ressourcenmanagement – und dabei ausgesprochen erfolgreich. Dass sie ihre jeweils eigenen Seminarformen für LernerInnen entwickeln, ist die logische Konsequenz daraus. Über Wohl und Wehe mögen Evaluierungsagenturen wie das Akkreditierungsbüro oder die Stiftung Bildungstest richten – aber doch bitte keine Behörde. Wir leben schließlich nicht mehr im Jahr 2005!

Das neue Potsdamer Studium ist ein Meilenstein der universitären Ausbildung: Es bringt jene bereits im Kenntniserwerb zusammen, die in der Gesellschaft des Jahres 2029 auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen sind – Junge und Alte. Es macht endlich ganz Schluss mit der überfälligen Fixierung auf das Abitur. Und es bricht mit der Organisation des Studiums auf Basis von Disziplinen.

Im Generationenprogramm bilden Großmütter und Enkelsöhne gemeinsam Kompetenzteams – unabhängig davon, ob Oma oder Nachwuchs Abitur erworben haben. Jeweils drei Senioren und ein Studienanfänger forschen, lernen und arbeiten interdiszplinär an jenen Problemen, die ihnen das Leben stellt – und nicht der Lehrplan. Ob der jeweilige Enkel das Zeug dazu hat, sich aus der Fachhochschule heraus für die Uni zu qualifizieren, müssen nicht graue Angestellte in Ministerien entscheiden. Das können die Postdamer Studienbüros besser. Also: Weg mit dem Dekret des Zukunftsministeriums.