: Orientierungshilfe für Musliminnen
Im Kölner „Begegnungszentrum muslimischer Frauen“ leisten ausschließlich Frauen die Integrationsarbeit. Im Angebot sind Sprachkurse, Schulabschlüsse und Beratungen
KÖLN taz ■ Das „Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V.“ ist eins von drei Kölner Projekten, das heute vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet wird. Die Leiterin des Zentrums Erika Theißen nimmt den mit 2.000 Euro dotierten Preis von OB Schramma entgegen.
Das Begegnungs- und Fortbildungszentrum wurde 1997 gegründet, um muslimischen Migrantinnen zu helfen, sich in der deutschen Gesellschaft zurecht zu finden.
In Köln leben heute 70.000 Migranten, ein Großteil davon türkischstämmig und muslimisch. Häufig unterscheidet sich die Rolle der Frau in den Herkunftsländern der Migrantinnen stark von der in Deutschland, so dass ein Ansprechpartner für sie besonders wichtig ist: Das Bildungs- und Beratungsangebot soll ihnen ermöglichen, sich ins hiesige Alltagsleben zu integrieren ohne ihre islamischen Werte aufgeben zu müssen. Deutschkurse bilden dafür den Einstieg. Im Zentrum können Migrantinnen auch einen Schulabschluss nachholen und durch EDV-Kurse und Seminare ihre berufliche Perspektive verbessern.
Besonders umfangreich sind die Beratungsmöglichkeiten des Zentrums: Die Besucherinnen werden jeweils von Fachfrauen unterstützt, egal ob es um Ausländerrecht, Erziehungsprobleme oder Zwangsheirat geht. Beraten wird in elf Sprachen.
Das Zentrum im Stadtteil Nippes ist das größte seiner Art in Deutschland: Es untersteht keiner muslimischen Dachorganisation oder Moschee. „Die sind meist von Männern dominiert und das unterscheidet uns von anderen Einrichtungen gleicher Art“, so Diplompädagogin Ayten Kilicarslan. Sie ist eine der 40 ausschließlich weiblichen Mitarbeiterinnen. Männer kommen nur ausnahmsweise ins Zentrum und müssen sich vorher anmelden. Deswegen können sich die Frauen in den Räumen frei bewegen: Kopftücher und Mäntel legen sie ab. „Die Atmosphäre ist wie zu Hause“, so Kilicarslan. Die Abwesenheit von Männern erhöhe die Chance, dass auch Frauen streng gläubiger islamischer Familien ins Zentrum kämen.
Viele der Mitarbeiterinnen sind selbst muslimische Migrantinnen, die meisten sind zweisprachig aufgewachsen. Das vereinfacht den Umgang mit den Frauen, die das Zentrum aufsuchen. „Vierzig Prozent unserer Besucherinnen sind Türkinnen, insgesamt kommen aber Frauen aus 40 Ländern zu uns“, berichtet Kilicarslan.
Eben diesen Beitrag zur Integration ehrt das „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ bei der heutigen Preisverleihung. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, wird nach der Veranstaltung das Begegnungs- und Fortbildungszentrum besuchen.
ALINA FICHTER