WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Romeo und Julia“, Hebbel-Theater, Fr., 13.,–So., 15. 6.

„Brimstone & Treacle“, Friends of Italian Opera, 12.–15., 17.,18. 6.

Von der Zweideutigkeit des Wirklichen handeln oft die Bücher des schwedischen Krimiautors und Dramatikers Henning Mankell, aber auch vom Anteil sozialökonomischer und kultureller Verhältnisse daran. Mankells Stück „Zeit im Dunkeln“ schildert die Geschichte einer Flucht von einer Kultur in eine andere: ein Vater ist mit seiner Tochter in einer illegalen Wohnung untergebracht und wartet auf einen Schlepper. Währenddessen wird das Band, das beide aneinander und auch an die Regeln der Zivilisation bindet, zum Zerreißen dünn. Am Maxim Gorki Theater inszenierte Hausherr Volker Hesse das Stück. Dass Familien Terrororganisationen sind, ist im Prinzip nichts Neues. Wie groß das Schockpotenzial jedoch ist, zeigen die Stücke des britischen Dramatikers Dennis Potter. In englischer Sprache wird Potters „Brimstone & Treacle“ als Produktion des Red Square Theatre bei den Friends of Italian Opera zu sehen sein. Das Hebbel-Theater zeigt als Weltpremiere eine Inszenierung des litauischen Theaterstars Oskaras Korsunovas, Shakespeares „Romeo und Julia“, jene Love-Story, deren Glut Feindbilder und Systeme zum Schmelzen brachte. Der Club der Polnischen Versager widmet sich der „Verhängnisvollen Affäre des Vincent O.“, wobei es sich um eine weiter abgeschrägte Fassung des bereits reichlich bizarren Stücks „Das Gastmal bei der Gräfin Torremal“ von Witold Gombrowicz handelt (Donnerstag bis Sonntag). Mediales Ereignis der Woche ist der 50. Jahrestag des Aufstands vom 17. Juni. Der Hof des ehemaligen Stasigefängnisses in Hohenschönhausen ist der stimmige Schauplatz eines multimedialen Theaterspektakels zum 17. Juni: „Berliner, reiht euch ein, wir wollen freie Menschen sein!“ Die Aufführung vermischt Ton-, Zeitzeugen-, Rundfunk- und Schauprozessdokumente mit Tanz- und Theaterszenen (Genslerstraße 66, 22 Uhr).

„Zeit im Dunkeln“, Maxim Gorki Theater, Premiere Fr., 13. 6.