Einmal so sein wie H&M und C&A

Die Modekette Takko will weiter expandieren. Der zwölftgrößte deutsche Textilhändler sieht sich schon neben H&M

TELGTE dpa ■ Selbst von lahmender Konjunktur, Konsumflaute und Steuerdiskussionen lässt sich der Discounter-Boom nicht bremsen. Der Mode-Discounter Takko im münsterländischen Telgte, 2002 die Nummer zwölf unter Deutschlands Textileinzelhändlern, setzt folglich auf Expansion. Aber vor allem im Ausland: Nach im November eingerichteten Pilotflächen in Tschechien sollen in dem Land künftig jährlich 20 Geschäfte dazukommen. Die Zahl der Filialen in Österreich werde langfristig von 70 auf bis zu 120 steigen. Doch allen Wachstumsplänen zum Trotz muss sich Takko im zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2003/2004 erst einmal auf einen leicht schrumpfenden Umsatz einstellen.

Und das nach dem besten Jahr der Firmengeschichte – „mit großem Abstand“, betont Ralf Eck, in der Geschäftsführung zuständig für die Finanzen. Denn der Umsatz des Telgter Unternehmens mit rund 10 000 Mitarbeitern stieg im Geschäftsjahr 2002/2003 (30. April) um zehn Prozent auf rund 670 Millionen Euro. Der Gewinn vor Abschreibungen und Zinsen kletterte sogar um 23,6 Prozent auf 78,6 Millionen Euro. „Wir spielen in einer kleinen oberen Liga“, sagt der 41-Jährige. Im laufenden Geschäftsjahr werde der Umsatz wohl leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Denn: „Wenn die Kundenfrequenz massiv einbricht, dann haben wir auch als Discounter Schwierigkeiten“, erklärt der Sprecher der Geschäftsführung, Gerwin Eck (43). Im Weihnachtsgeschäft sei die Kundenzahl um 30 Prozent gesunken. Im heißen Sommer 2003 wurde gar ein Rückgang um die Hälfte verbucht. Vor allem wegen des schwachen Sommergeschäfts 2003 hatte Takko auf die Kostenbremse treten müssen. „Wir hatten im Jahr zuvor euphorisch zu viele Leute eingestellt“, räumt Eck ein. 214 von mehr als 1000 neu eingestellten Mitarbeitern mussten gehen. Das Unternehmen erntete zudem bundesweit Schlagzeilen wegen angeblich geplanter Entlassungen von Mitarbeitern im Alter über 50 Jahre. „Ich wurde als fiesester Boss Deutschlands tituliert. Es ist bitter, so etwas zu erleben“, sagt er. Hintergrund sei die Forderung an die 78 Takko-Regionalleiter gewesen, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Der entsprechende Vorschlag im Protokoll sei aber sofort verworfen worden. Dagegen sagt der Sprecher der Gewerkschaft verdi, Jörg Verstegen, „dass da einiges dran war“. Neben den 214 Festangestellten, von denen 7 älter als 50 Jahre waren, seien auch 1280 Aushilfen – davon gut 70 älter als 50 Jahre – entlassen worden. „Dies passt zu der Diskussion, dass nur wenige Unternehmen ältere Mitarbeiter beschäftigen.“ Doch trotz des Sparkurses werde die Zahl der Takko-Filialen bis Ende 2004 in Deutschland auf rund 810 steigen – das bedeute etwa 80 Neueröffnungen, einschließlich Ausland sogar 120, sagt Ralf Eck. Dennoch wagen die Brüder nur vorsichtig, an eine Trendwende beim Konsum zu glauben. „Die Hoffnung auf einen Aufschwung ist in deutlich übertriebenem Maße vorhanden. Es gibt keine Fakten“, betont Gerwin Eck. Aber: „Das Angst-Sparen ist psychologisch nicht durchzuhalten“, hofft der 43-Jährige. Und eine leichte Belebung sei tatsächlich feststellbar. Der Telgter Mode-Filialist vergleicht sich nach Ecks Worten mit Ketten wie dem fünftgrößten Textileinzelhändler Hennes & Mauritz (gut 1,7 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2002) oder der Nummer drei C&A (2,8 Milliarden Euro). Nummer Eins im deutschen Textileinzelhandel ist KarstadtQuelle mit rund 6,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2002. Takko wurde 1982 gegründet. Gut 70 Prozent der Anteile seien im Besitz der Permira-Investmentgruppe, etwa 10 Prozent halte ein niederländischer Pensionsfonds, knapp 20 Prozent gehören den Eck- Brüdern und weiteren Mitgliedern des Managements. Ein ursprünglich geplanter Börsengang sei Spekulation, sagt Ralf Eck. Der Mehrheitseigner Permira übe auf das Modeunternehmen keinen Zeitdruck aus. Nach Angaben seines Bruders ist „das Börsenumfeld noch nicht so aufnahmefreudig“. Erst im kommenden Jahr seien „intensivere Gedanken“ an die Börse vorstellbar.