Liberale klopfen für Ingo Wolf

Fraktionschef Ingo Wolf ohne Abstimmung zum FDP-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl ausgerufen. Der hat in der Fluppen-Affäre ein Alibi: „War auf der anderen Seite der Oder“

AUS DÜSSELDORF MARTIN TEIGELER

FDP-Fraktionschef Ingo Wolf ist erwartungsgemäß zum Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2005 ernannt worden. Landes- und Fraktionsvorstand der Liberalen bestätigten Wolf mit „einmütigem Ergebnis“, sagte NRW-FDP-Chef Andreas Pinkwart gestern in Düsseldorf. Die Entscheidung für Wolf sei eine „logische Fortentwicklung der Arbeitsteilung“ des liberalen Tandems Pinkwart/Wolf. Beim FDP-Landesparteitag am Samstag in Hagen soll Wolf jedoch noch nicht gewählt werden. Erst Ende des Jahres kann die liberale Basis über ihren Spitzenmann abstimmen. Zur Wiederwahl stellt sich hingegen Landeschef Pinkwart, der wie die gesamte Führungsriege der Blau-Gelben im Amt bestätigt werden will.

Bei der gestrigen Pressekonferenz wollten Pinkwart und Wolf zunächst nicht sagen, wie die Ernennung des Spitzenkandidaten abgelaufen sei. “Das ist einmütig beschlossen worden“, sagte beide Politiker mehrmals. Gab es eine Abstimmung? „Nein, das haben wir per Akklamation gemacht“, sagte Pinkwart, so wolle man das auch in Hagen halten. Was bedeutet Akklamation, wollte ein Journalist wissen? „Na, wir haben auf die Tische geklopft“, sagte Pinkwart schließlich genervt.

Inhaltlich stellen sich die Liberalen auf einen programmatischen Arbeitsparteitag ein. Gesundheits-, Wirtschafts-, Innen-, und Energiepolitik – zu fast allen Politikfeldern soll debattiert werden. 35 Anträge liegen vor. „Oberstes Ziel unserer Politik: Wir wollen 2005 die rot-grüne Landesregierung ablösen“, sagte Wolf. Eine Koalitionsaussage zugunsten des wahrscheinlichen Regierungspartners CDU wolle man – wenn überhaupt – frühestens Anfang nächsten Jahres machen.

“Mal sehen, das ist eine taktische Frage“, sagte Wolf. Zunächst müsse man die Kommunalwahl im September erfolgreich bestehen. Pinkwart: „Die Zahl unserer landesweit 750 Mandate wollen wir verdoppeln.“

Zur peinlichen Fluppen-Affäre der NRW-FDP äußerte sich Fraktionschef Wolf nur widerwillig. „Das war individuelles Fehlverhalten“, schob Wolf die Schuld dem Kölner Kettenraucher Friedrich Wilke zu. Dass auch weitere FDP-Fraktionsmitglieder an der Schmuggelaktion in Frankfurt/Oder beteiligt waren, verschwieg Wolf. Er jedenfalls habe keine Zigaretten illegal durch den Zoll gebracht. Wolfs Alibi: „Ich war zur der Zeit auf der anderen Seite der Oder und habe ein Fernseh-Interview gegeben.“