debatte: nordrhein-westfälische kulturpolitik trotz leerer Kassen
: In Künstlerinnen und Künstler investieren

Die rot-grüne Koalition konnte Strukturbrüche vermeiden und betreibt Kulturförderung als Improvisationskunst auf höchstem Niveau

Nordrhein-Westfalen ist ein Land mit einer reichen und vielfältigen Kulturlandschaft. Um diese im Wandel befindliche Landschaft in schwierigen Zeiten zu erhalten, müssen Staat, Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaft die finanziellen Grundlagen für Kunst und Kultur nicht nur sichern sondern neue Kraftanstrengungen unternehmen. Kunst und Kultur sollen für alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes erreichbar und zugänglich sein – von diesem Gedanken hat sich die Kulturinitiative der NRW-SPD leiten lassen, als sie kürzlich den Entwurf eines kulturpolitischen Erneuerungskonzepts vorstellte.

Der darin vorgenommenen Bestandsaufnahme hat niemand widersprochen: Das Kulturangebot und der Kulturbetrieb haben sich stärker gewandelt als die Landeskulturpolitik. Darum gilt: Gewohntes zu überprüfen, Neues zu probieren und eine Zukunftssicht auf das Kulturland NRW zu gewinnen.

Richtig ist: Die rot-grüne Koalition hat trotz der „Sparnotwendigkeiten“ (Oliver Keymis, kulturpolitischer Sprecher der Grünen) Strukturbrüche vermeiden können. Sie betreibt Kulturförderung als Improvisationskunst auf höchstem Niveau. Aber reicht das auf Dauer aus? Man kann dieser Frage ausweichen, indem man Geschichtsschreibung nach dem Motto betreibt, hätte man doch nicht hier oder dort investiert, sondern in die Kultur. Naja. Man kann dieser Frage ausweichen, indem man auf bessere Zeiten wartet, nach dem Motto: Kommt Geld kommt Rat kommt Strategie. Mag sein. Sozialdemokratische Politik will einer Verkrustung von Strukturen nicht tatenlos zusehen und Kunst und Kultur mit allen zur Verfügung stehenden Kräften fördern - in guten und in schlechten Zeiten. Man kann aber auch versuchen, die Frage zu beantworten. Deswegen hat die Kulturinitiative zu einem gemeinsamen Dialog über die Zukunft der Kulturstrukturpolitik aufgerufen und Vorschläge gemacht: Das finanzielle Engagement der Landeskulturpolitik soll klar beschriebenen öffentlichen Kernaufgaben, programmatischen Schwerpunkten und transparenten Strukturen folgen.

Das Kulturministerium soll sich auf strategische Aufgaben besinnen; dazu gehört die Vorlage eines Landeskulturberichts, der eine kulturpolitische Bestandsaufnahme bietet, Ziele und Wege der Kulturförderung definiert und zur Debatte stellt. Die Kulturinstitutionen brauchen mehr Planungssicherheit, auch um sich verändern zu können. Wir brauchen eine andere Förderkultur: Weniger Antragsformulare, weniger Bürokratie, weniger kurzatmige und kleinste Projektförderungen – dafür größer geschneiderte und längerfristig angelegte regionale und auch spezielle Förderprogramme, transparente Förderentscheidungen (etwa durch Jurys und Fachbeiräte) und tragfähige Förderstrukturen.

Bei all dem geht es in erster Linie darum, Vielfalt zu ermöglichen, Kunst und Kultur für alle Bürger erreichbar und zugänglich zu machen und nicht zuletzt in Künstlerinnen und Künstler zu investieren!